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Weihnachten und die Geschenkeflut

Geschafft. Endlich sind Weihnachten und die Geschenkeflut vorbei. Viele Stiefmütter atmen heute tief durch und freuen sich. Wie war es bei Ihnen? Sind Sie auch erleichtert und machen drei Kreuze, dass Sie die Tage hinter sich haben oder freuen Sie sich jetzt schon auf nächstes Jahr?

Gerade an den Festtagen kochen bei vielen Ex-Partnern die Konflikte besonders heiß hoch. Das beginnt oft schon im Vorfeld, bei der Schlacht um das schönste, beziehungsweise teuerste Geschenk. Natürlich möchten alle Kinder Geschenke vom Weihnachtsmann bekommen. Und natürlich möchten Eltern ihren Kindern so viele Wünsche wie es nur geht (und wie es sinnvoll ist) erfüllen. Bei Familie Patchwork kommt es allerdings bei genau dieser Frage oft zu heftigen Streits. Nicht selten enden die mit Tränen unter dem Weihnachtsbaum.

Wie funktioniert Weihnachten in einer intakten Familie? In der Regel schreiben die Kinder Wunschzettel, die Eltern sprechen gemeinsam darüber welche Wünsche erfüllt werden können, überlegen auch, welche sonstigen Anschaffungen gemacht werden müssen, z.B. ein neues Fahrrad, ein neues Kinderzimmer oder neue Winterstiefel. In einer gesunden Mischung aus Kinderwunsch und praktischen Geschenken wird dann eingekauft. Gibt es mehrere Kinder wird zudem peinlich genau darauf geachtet, dass alle Kinder gleichmäßig beschenkt werden. Als letzten Schritt bezieht man Oma, Opa oder andere Verwandte mit ein, die ebenfalls Geschenke machen möchten und gibt ihnen eine Wunschliste an die Hand.

Bei Familie Patchwork ist das oft anders. So wie es Mütter und Väter gibt, die einen wahren Wettstreit mit Geschenken ausfechten, um sich gegenseitig in der Gunst der Kinder auszustechen, gibt es Mütter, die ihrem Nachwuchs bei überteuerten und eigentlich unsinnigen Wünschen zu verstehen geben, dass ihr Papa, wenn er sie lieben würde, ihnen das schenkt. Genauso wird es dem Vater dann auch mitgeteilt. „Dein Sohn wünscht sich ein IPhone 6“, heißt es dann bei der Übergabe an einem vorweihnachtlichen Besuchswochenende. „Enttäusche ihn nicht wieder“.

Statt sofort zu sagen, dass es ganz sicher kein teures Luxus-Telefon als Weihnachtsgeschenk geben wird, und das auch nichts mit Papas Liebe zu tun hätte, überlegen viele Väter dann tatsächlich, wie sie das Geld zusammenkratzen können. Sie wollen ihren Liebling nicht enttäuschen. Je teurer das Geschenk desto größer ist doch die Liebe – vermeintlich.

Für die Mutter ist es bequem, teure Wünsche nicht etwa sofort in das Reich der Fantasie einzuordnen (wie es in einer intakten Familie wahrscheinlich gemacht würde) sondern einfach an den Vater weiter zu schieben. Soll der doch zusehen, wie er das finanziert bekommt.

Stiefmütter dagegen kochen, wenn sie von derartigen Forderungen hören. Warum eigentlich, fragen Sie sich vielleicht. Wenn der Vater das zahlen will, ist es doch seine Sache. Die Stiefmutter hat damit doch nichts zu tun, die soll sich gefälligst nicht einmischen. Leider ist das etwas zu kurz gedacht. Es gibt im Patchwork nämlich keine Einbahnstraße, keine ausschließliche Vater-Mutter-Kind Beziehung mehr. Die wurde bei der Trennung oder Scheidung aufgelöst. Der Familienkreis ist größer geworden, ob die Mutter das nun will oder nicht. Und jede Aktion eines Mitgliedes der Familie hat Einfluss auf die Reaktionen der anderen Mitglieder.

Ein Beispiel: Der Vater lebt mit der Stiefmutter, deren Kind und einem gemeinsamen Kind zusammen. Eigentlich wurde abgesprochen, jedem Kind ein Geschenk in Höhe von ca. 150 Euro zu machen. Was passiert in dieser zweiten Familie, wenn die beim Vater und der Stiefmutter lebenden Kinder tatsächlich Geschenke in dieser Preisklasse bekommen, das Besuchskind dagegen ein 800 Euro teures IPhone? Womöglich vom Vater noch heimlich gekauft und bezahlt vom gemeinsamen Konto mit der Stiefmutter. Ich kann es Ihnen sagen: Das gibt Ärger. Kinder notieren diese Unterschiede sehr genau. Sofort fühlen sich die beim Vater lebenden Kinder benachteiligt und zurückgesetzt. Und auch die Stiefmutter findet es nicht lustig, ohne ihr Wissen ein teures Geschenk für das Stiefkind mitfinanziert zu haben, während ihre eigenen Kinder günstigere Dinge bekamen.

„Mir doch egal“, denkt sich die Mutter des Besuchskindes vielleicht. „Nicht mein Problem“. Allerdings ist genau dieser Gedanke falsch. Im Patchwork sind immer alle beteiligt. Der Vater ist kein imaginärer, außenstehender Zahlmeister, kein Tischlein Deck Dich, der nach Belieben und problemlos angezapft werden kann. Schließlich wandern Kinder zwischen beiden Eltern, sind Teil beider Familien. Wer da denkt: „Meine erste Familie kommt zuerst, die zweite Familie soll sich hinten anstellen“, schürt den Konflikt. Kinder nehmen das sehr genau wahr. Stiefgeschwister können einen regelrechten Hass aufeinander entwickeln, wenn sie zu große Ungerechtigkeit spüren. Von der genervten Stiefmutter gar nicht zu reden.

Spätestens dieser Gedanke sollte Müttern nicht mehr egal sein. Wünschen sie ihrem Kind wirklich, jedes zweite Wochenende in einer Gemeinschaft zu sein, die es nicht herzlich willkommen heißt, weil es immer für Unfrieden sorgt? In der Stiefmutter und Stiefgeschwister vom Kampf aufgeheizt sind? Sollten Eltern nicht lieber alles dafür tun, dass es ihren Kindern gut geht? Auch im Haushalt des anderen Elternteils?

Ich würde mir wünschen, dass getrennte Eltern für das neue Jahr den Vorsatz fassen, mehr an ihre Kinder, deren eigentliches Wohl und weniger an ihre eigenen Befindlichkeiten zu denken. Ich lasse am Silvesterabend immer eine Rakete in den Himmel steigen, an die ich einen kleinen Zettel mit meinem persönlichen Wunsch für das nächste Jahr geklebt habe. Für all die Mütter und Väter, die den oben beschriebenen Geschenketerror in diesem Jahr noch gelebt haben, klebe ich Silvester einige Zettel auf eine zusätzliche Stiefmutter-Rakete.

  1. 2015 haben alle Kinder im Patchwork die gleichen Rechte!
  2. 2015 sind Liebe, Zuneigung und regelmäßiger Austausch wichtiger als teure Geschenke!
  3. 2015 wird kein Kind als Spielball für die eigenen Interessen eines Elternteils genutzt!
  4. 2015 sind Väter keine Zahlmaschinen!
  5. 2015 haben auch Stiefmütter ein Recht auf Glück!

Da ich weiß, dass viele Väter ihre Kinder an den Feiertagen gar nicht sehen durften, klebe ich für all diese Väter noch einen zusätzlichen Zettel an die Stiefmutterrakete:

  1. 2015 wird kein Kind von einem Elternteil gegen das andere manipuliert!

Machen Sie mit? Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören, welchen Zettel Sie an Ihre Rakete kleben wollen.

In diesem Sinne verabschiede ich mich für dieses Jahr, wünsche allen Stiefmüttern, Müttern, Vätern und Kindern einen guten Rutsch und ein fantastisches neues Jahr. Bis 2015. Wie immer gilt, Ausnahmen bestätigen die Regel und ich freue mich auf Input

13 Kommentare
  1. Karl
    Karl sagte:

    Was ihr hier immer alles für Probleme vom Weihnachtsbaum schüttelt..
    Vor der Zeugung eines Kindes sollte man sich doch bestenfalls klar darüber sein, ein Kind auch ohne Zusammenleben gemeinsam aufwachsen zu lassen. Dann ist eine Trennung immer noch schwierig genug aber eben nicht fürs Kind.
    Wir haben mit den drei Kindern und vier Erwachsenen gemeinsam Weihnachten verbracht, wie meistens. Das freut meine beiden Söhne und die Halbschwester auch. Da mir und meiner Freundin Weihnachten eher egal ist, kann sich die Mutter meines großen Sohnes in der Gestaltung austoben und glücklich sein. Ich koche und lächle, der kleine Sohn ist froh über den Weinhachstbaum, der dort steht und mir nicht ins Haus kommt.
    Also mal alle bischen ruhig werden und sich selbst nicht so wichtig nehmen.

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    • Susanne Petermann
      Susanne Petermann sagte:

      Karl, wie immer im Leben gehören mindestens zwei dazu, dass es so gut klappt wie bei Euch. Wenn Deine Ex und der Ex Deiner Frau so gut mitmachen, habt ihr einen wirklich guten Weg gefunden. Das freut mich für Euch und ich bin sicher, so manche Stiefmutter wäre heilfroh, wenn die Ex ihres Mannes so einen Weg zulassen würde. Wenn die nicht will, wird es schwierig. Liebe Grüße, Susanne

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  2. E.U.
    E.U. sagte:

    Schöne Wünsche, aber doch sehr weit im Reich der hohen, wolkigen Phantasie angesiedelt.

    Bei uns bekommt das Trennungskind kein Weihnachtsgeschenk, weil kein Kontakt besteht, auch nicht telefonisch. So kann sich ein Gerechtigkeitsproblem auch lösen.

    Angesichts der traurigen Fragen der Halbgeschwister, ob das Kind wohl noch an uns denkt, ist mein Zettel ist deshalb für die Halbgeschwister, die ihrerseits mit den Folgen von Entfremdung zu kämpfen haben.

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    • Susanne Petermann
      Susanne Petermann sagte:

      Gemeinsam mit den Kindern den Zettel beschriften, an die Rakete kleben und starten lassen, ist sicherlich auch für die Kinder eine schöne Aktion. Die können sonst ja gar nichts am Boykott ausrichten. Die Rakete gibt ihnen dann das Gefühl, wenigstens etwas kleines getan zu haben.
      Liebe Grüße, Susanne

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  3. M.
    M. sagte:

    Da bei uns alle Kinder leben, bekommen auch alle für den gleichen Wert ihre Weihnachtsgeschenke und auch Geburtstagsgeschenke. Was die anderen Elternteilen dann jeweils für ihre Kinder kaufen, haben wir keinen Einfluss. Das ist auch in Ordnung für uns. Meine beiden Stiefkinder werden sogar von meiner Familie beschenkt, so wie ihre eigenen Enkel und Urenkel.
    Was mein Mann und ich sehr traurig finden, dass die Mutter über Weihnachten arbeiten ging und die Kinder erst heute holt für eine Woche. So viel zum Thema: man soll sich zu Weihnachten nur mit den Menschen umgeben, die man liebt.

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    • Susanne Petermann
      Susanne Petermann sagte:

      Wenn Geschenke aus eigenem Antrieb gemacht werden und nicht der Manipulation eines Elternteils geschuldet sind, ist doch alles so, wie es sein soll. Freut mich für Euch. Und vielleicht haben die Kinder ja ein schönes Silvester mit der Mutter.

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      • M.
        M. sagte:

        Auch an Silvester war sie arbeiten und hat ihre Kinder fremd betreuen lassen. Ja, was soll man dazu sagen und dann wundert sie sich, warum der Junge, der ja ADS hat, bei ihr austickt.

      • M.
        M. sagte:

        Beide Kinder leben bei uns. Da sie nicht so der Familienmensch war und ist, wird sie es nicht so sehen wie wir. Wir legen viel Wert darauf mit den Kindern an den Feiertagen zusammen zu sein. Deshalb leben sie ja bei uns und nicht bei ihr.

      • M.
        M. sagte:

        Sie kennen es nicht anders und sie schiebt ihre Arbeit immer vor. Sie muss ja jetzt Unterhalt an Papa zahlen.

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