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Unterhalt und Eifersucht: Wenn die Stiefmutter Nachwuchs bekommt

Stocksnap, Liane Metzler

Inka ist Teilzeitstiefmutter und Mutter. Der Sohn ihres Mannes ist vier, die gemeinsame Tochter ein Jahr und ihr zweites gemeinsames Kind wird im April geboren. „Die dichte Folge war vielleicht nicht das klügste“, meint sie, „ist aber nun mal so“. Nun haben Inka und ihr Mann Probleme. Sowohl mit der Exfrau, die Angst um ihren Unterhalt hat, als auch mit dem Jungen, der seine Alleinstellung bei Papa schwinden sieht. Und wie es oft so ist im Patchwork: Alle mischen sich ein und reden mit.

Die neue Familie

„Vor der Geburt unserer Tochter war alles super bei uns. Ich komme gut mit dem Sohn aus und er liebt mich ebenso. Als wir von der ersten Schwangerschaft erfuhren, haben wir bewusst darüber gesprochen und uns darauf geeinigt, dass der Sohn sein riesiges Zimmer teilt (mit einer neu gezogen Wand). Wir wollten, dass er erlebt, es entsteht hier Raum für jemand neues, du bekommst aber auch deinen schönen Platz. Meine Sorge war, dass wenn wir das später machen, er innerlich auf das große Zimmer besteht und dann negativ reagieren könnte. Also haben wir zwei Zimmer liebevoll gestaltet und es funktionierte, bis die Kleine aktiver wurde, super.

Stocksnap, Liane Metzler

Stocksnap, Liane Metzler

Seit sie krabbelt ist er verständlicher Weise genervt und muss offensichtlich mehr teilen. Man merkt ihm an, dass es schwierig für ihn ist. Aber das thematisieren wir und es ist ok.

Jetzt bin ich erneut schwanger und die leibliche Mutter berichtete uns, dass der Sohn nicht mehr kommen möchte. Er fände noch ein Kind blöd und er möchte, dass Papa zu ihnen zieht und ich mit den Kindern weg bin. Trotz allem, habe ich den Sohn am Besuchswochenende wie immer von der Kita abgeholt und es war nichts ungewöhnliches zu bemerken. Er ist freudestrahlend auf mich und unsere Tochter zu, und hat erzählt und erzählt. Kein Gezicke oder sonst was. Auch Zuhause dann nicht. Die Ex Frau meines Mannes betonte nochmal, sie konnte ihn nur mit Bestechung zu uns bekommen. Es wirkt jedoch nicht so. Innerlich arbeitet das nun alles sehr in mir. Ich habe Angst, dass es nun schwierig wird und weiß das nicht zu handeln.

Der Sohn will nicht mehr kommen

Das Problem hinter allem ist zudem, dass ich einfach schwer glaube, dass der Sohn wirklich die Probleme hat. Die Großeltern meines Mannes lieben ihren ersten Urenkel abgöttisch, haben sich auch immer viel um ihn gekümmert und durch mein Auftauchen wurde es anders. Ich habe nach einer gewissen Zeit darauf hingewiesen, dass die Großeltern sich nicht an Absprachen halten und mit 80+ dem Kind nicht mehr hinterher können. Nach Beobachtung durch die Eltern fiel es ihnen auch auf und der Umgang änderte sich.

Daraufhin wurde dem Sohn erzählt  “ich sei daran schuld„ oder “wenn ich und meine Tochter nicht da wären, dann dürfte er mehr “ usw. Von der Reaktion auf die jetzige Schwangerschaft, die aus Kopfschütteln und bösen Kommentaren bestand, hat der Sohn alles mitbekommen. Auch von der Meinung, dass er nun noch weniger Platz hier hätte. Leider habe ich auch das Gefühl, dass die Ex mit einer weiteren Schwangerschaft nicht klar kommt. Für sie war klar, wir trennen uns bestimmt wieder und sie sieht nun finanzielle Unterstützung davon schwimmen.

Ein neues Kind bedeutet oft weniger Unterhalt

Wenn sie jetzt auch böse redet, habe ich auf Dauer ja gar keine Chance. Dann wird es kompliziert. Offen darüber sprechen geht nicht, da Ehrlichkeit leider nicht immer da ist. Das ist alles eine echt bescheidene Situation. Wir wissen, dem Jungen geht es hier gut. Wir haben keine Probleme mit ihm. Ist er bei Mama, dann ist er angeblich auch aggressiv und laut. Kennen wir nicht von ihm. Auf Kämpfe über oder um das Kind lasse ich mich nicht ein, das schadet nur. Aber was soll man tun? Wie das Kind und die Familie schützen, stärken etc??? Ich habe einfach das Gefühl, es geht hier auch um den Unterhalt, der nach der Gburt unseres Kindes neu berechnet wird.

Für Kommentare bin ich dankbar und ich hoffe der Inhalt ist nachvollziehbar. Das erste Mal habe ich hier etwas zu Papier gebracht. Sicherlich, wie bei vielen anderen Stiefmüttern, nur kleine Bruchteile des großen Ganzen… Es ist wirklich nicht leicht.

Liebe Grüße,

Inka

Bitte E-Mail mit Stichwort „Unterhalt für erstes Kind“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einfach einen Kommentar hinterlassen.

In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden

7 Kommentare
  1. Maya
    Maya sagte:

    Hallo Inka

    Der Sohn deines Partners ist vier Jahre alt. Das ist ein sehr schwieriges Alter, sowie für ihn als auch für seine nächste/n Bezugsperson/en. Dies wird in seinem Fall die Mutter sein, so wie du die Situation schilderst. Was natürlich auch heisst, dass er gegenüber der Mutter mit sehr viel Trotz und störrischem Verhalten reagiert um herauszufinden, wie weit er gehen kann. Dies machen alle Kinder so in dem Alter, nicht alle auf die gleiche Art- Mädchen leben in der Regel ihren Widerstand geschickter, charmanter und versteckter aus als Jungs.
    Ich glaub die Aussage sofort, dass er nur mit Bestechung zu Euch wollte, sowie ich die Aussage auch glaube, dass er ganz fröhlich und glücklich zu Euch kam! Das sieht wiedersprüchlich aus. Tatsächlich aber leben Kinder im Jetzt. Dieser Junge wollte wohl zuhause bleiben und hat derMutter die Hölle heiss gemacht, bis sie nicht mehr anders konnte, als ihn zu bestechen. Dann hast du ihn abgeholt und er fand das super und hat sich gefreut. So geht das mit den Kindern in dem Alter und sie meinen es nimmer böse, sie sind einfach in ihrer Entwicklung soweit, dass sie ihre Umwelt auch beeinflussen können, möchten und SOLLTEN… (letzteres passt uns Erwachsenen nicht so ganz…war doch dieses süsse Kind erst noch sooo pflegeleicht und nun macht es überall Widerspruch- ich red da aus Erfahrung und der Schock sass tief und ich gebe zu, dass ich auch die Fehler (wer hat mein süsses Kind zu so einem unfolgsamen Balg gemacht?) bei den anderen gesucht habe- dabei ist es die Entwicklung!)

    Dass die Grosseltern oder Urgrosseltern oder die Exfrau den Kopf schütteln über die rasche Schwangerschaftsfolge finde ich nicht ok und wünsche Euch ganz fest alles Gute!

    Für den Jungen ist es bestimmt alles andere als einfach, aber wenn alle Beteiligten die Sache etwas lockerer angehen und kein grosses Aufsehen machen, sowie einfühlsam und sensibel sind, dann wird ihm das ein Teil seiner grossen Verunsicherung nehmen. (zuerst die Trennung, dann eine neue Frau, dann ein Baby, dann seine geliebten Grosseltern nicht mehr so oft sehen und dann nochmals ein Baby, verunsichert ein Kind sehr. Da wäre es eine grössere Hilfe, wenn die Beteiligten, anstatt mit dem Zeigefinger auf Euch zu zeigen, dem Sohn/Enkelsohn helfen könnten, mit der Situation klar zu kommen! )

    Antworten
    • Inka
      Inka sagte:

      Hallo Maya, deine Gedanken eröffnen nochmal neue Sichtweisen. Das ist klasse. Hast du evtl einen Tipp zur Literatur bzgl dem Verhalten in dem alter? Evtl hilft das ja nochmal offen und weniger „besorgt „, „ängstlich “ zu sein. Der Wunsch, dass es dem Kind gut geht ist einfach größte Priorität, aber den Weg heraus zu finden stellt sich wirklich als schwierig da.

      Antworten
      • Maya
        Maya sagte:

        Hallo Inka!
        Entschuldige, ich hab zwar geschaut, ob du kommentiert hast, aber offenbar am falschen Ort! Hier meine verspatete Antwort:
        Remo Largo, Babyjahre 0-4
        finde ich gut lesbar und trotzdem fundiert.

  2. Kerstin
    Kerstin sagte:

    „Wenn ich und MEINE Tochter nicht da wären….!“ Es ist nicht deine Tochter, es ist EURE Tochter, da würde ich schon mal die Priorität drauf legen. Ich finde, dass solche Dinge „klar“ sein sollten. Ihr seid die Familie… Da gibt es kein, was wäre wenn… Es ist so wie es ist. Der Junge ist der Sohn von deinem Mann, er lebt daheim bei seiner Mutter. Er ist ein offensichtlich gern gesehener Gast in eurem Haus, wo ihr ihm „sogar“ ein eigenes Zimmer bzw. einen Teil davon als sein Reich ermöglicht. ABER IHR lebt dort als Familie und jetzt erwarten DU und dein Mann ein weiteres Baby.

    Manchmal erscheint es mir so, als wenn die „Zweitfamilie“ und deren Beständigkeit lebenslänglich in Frage gestellt wird und immer gern so getan wird, als wäre das alles schon wieder vorbei. Ich finde, dass das der Ansatz ist, dass ihr da als Paar eine ganz klare Stellung einnehmt und auch der Mann da klar seine Position äußert (auch gegen die Kindsmutter). Damit das eben ein für alle mal geregelt ist.

    Stell dir mal vor, du hättest eine gute, glücklich verheiratete Freundin und würdest in jedem zweiten Satz zu ihr sagen: „Ja, wenn du mal geschieden bist…. dann machen wir dieses und jenes und dann können wir endlich auch mal …!“ Ist doch eine Frechheit und Übergriffigkeit, die überhaupt gar nicht zur Frage steht, so denn die Situation eben nicht danach aus sieht… Das würde man sich überhaupt nicht vagen. Und das sollte dein Mann wirklich mal klar stellen, dass so etwas überhaupt gar nicht zur Diskussion steht.

    Du sagst ja im Gegenzug auch nicht solche Dinge zum Kind oder zur Mutter ala: „Hätte dein Vater damals nen Gummi benutzt, würde er ne Menge Geld sparen und unsere Kinder hätten ein größeres Zimmer …. !“ Wäre ja prinzipiell das gleiche Niveau…

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    • Inka
      Inka sagte:

      Liebe Kerstin,
      Das sagst du wahres. Es scheint auch mir häufig so, als ob unsere Familie infrage gestellt wird bzw. Auch als solche keine dasein Berechtigung hat. Zumindest bei einigen Menschen.Zum Glück nicht bei allen.
      Und obwohl wir uns sehr viel Mühe geben, dass wir alle zusammen eine Familie sind, scheint die andere Seite einfach so wie sie ist genug zu tun. Mir wird durch die verschiedenen Artikel und Meinungen hier bewusst, wie sehr ich mich bisher nach hinten gestellt habe und tatsächlich auch nur die Schwierigkeiten für den Sohn,den Vater und die leibliche Mutter im Fokus hatte.
      Danke! Es tut gut!
      Und einfach nur der Erklärung. Der Sohn von meinem Mann hat ein eigenes Zimmer. Sein Zimmer war vorher nur riesig und deshalb haben wir daraus zwei gemacht. Es sind jedoch eigenständige Zimmer.
      Liebe grüße
      Inka

      Antworten
  3. Jana
    Jana sagte:

    Liebe Inka,

    Danke für deinen Mut, deine Geschichte aufzuschreiben und zu teilen.

    Eine Familie ist ein System, in dem jedes Mitglied seine Rolle hat. Jeder weiß, wo er oder sie steht. Kommt ein neues Familienmitglied (Stiefeltern / Stiefgeschwister / Babys etc.) in dieses System Familie, verschiebt sich das ganze Gefüge. Das beutetet, die Positionen werden minimal verschoben. Damit wird Platz gemacht, für das neue Mitglied. Solche Veränderungen schmerzen manchmal, weil zum jetzigen Zeitpunkt alles ruhig oder harmonisch ist oder sich einfach gut anfühlt.

    Wenn solche Veränderungen anstehen, ist es wichtig zu wissen: Was will ich? Wie möchte ich das System Familie leben? Mit wem möchte ich es leben?
    Jeder ist für sich und seine Bedürfnisse verantwortlich. Niemand kann jemand anderem seine Bedürfnisse erfüllen. Dafür ist jeder Eigenverantwortlich.
    Mein Idee für dich: Stelle dir diese Fragen. Mal dir deine Patchwork Familie aus, so wie du sie haben möchtest. Mit allen positiven und negativen Dingen die damit zusammenhängen.
    Und dann folge deiner Vision, deinem Familientraum. Kommuniziere klar. Sage deinem Mann was du dir wünscht, wie du dir Familie vorstellst. Sei ehrlich. Auch wenn du nun sagst, das Ehrlichkeit nicht auf allen Seiten herrscht – gehe mit guten Beispiel voran. Sei du die Veränderung, die du dir von der anderen Seite wünscht. Das wird nicht immer leicht sein – ich spreche aus Erfahrung. Was mir immer geholfen hat, meine Vorstellung von meiner Patchwork Familie. Mein Ziel vor Augen. Meine Vision was möglich sein kann. Entwickle deine Vision.

    Ich wünsche dir Kraft und Mut für deinen Weg.

    Sonnige Grüße Jana

    Antworten
    • Inka
      Inka sagte:

      Liebe jana,
      Vielen lieben Dank für deine Worte. Sie haben mich wirklich berührt und es ist eine gute Anregung. Ich werde mich mal in meine „Vision “ aufmachen und versuchen diese klarer umzusetzen.
      Es einfach die eine Sache sich zuvor Gedanken zu machen was alles kommen kann wenn man sich auf eine Patchworkfamilie einlässt. Die Realität lässt sich jedoch einfach nicht hervorsehen,sodass es mir notwendig erscheint in jeder neuen Situation das für sich gewünschte heraus zu finden. Ich versuche auf soviele Rücksicht zu nehmen, einfach weil mir auch bewusst ist wieviel das für jeden einzelnen ist und ständig ist das Verständnis für die anderen da. Aber letztlich bin ich ein Teil des ganzen und habe ebenso Gefühle und schwere Situationen. Auch wenn ich nicht die Person bin, die ihr Kind nicht immer bei sich hat, oder einen Elternteil im Alltag missen muss.
      Danke dir!
      Herzliche grüße
      Inka

      Antworten

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