Schluß mit der Diskriminierung!
Im November 2015 schrieb mir eine Stiefmutter aus München. Sie war fassungslos über die Diskriminierung, die sie als Stiefmutter gerade erlebt hatte. Worum ging es? Um einen Besuch im Tierpark Hellabrunn in München. Dort gibt es eine ganz besondere Preisgestaltung. Leibliche Eltern und Regenbogenfamilien bekommen hier einen Rabatt, Stiefmütter müssen mehr bezahlen. Ich nenne das Diskriminierung im Alltag!
Gehören Siefmütter nicht zur Familie?
War war passiert? Ganz einfach. Eine Münchner Stiefmutter hat wieder einmal gemerkt, dass Stiefmütter in der Trennungsfamilien-Hierarchie ganz unten stehen. Gewollt und mit System. Sie schrieb mir:
„Heute: Tierpark Hellabrunn München. Ein Stiefvater, der mit seinem Bonuskind dort einen Besuch macht, zahlt zwei Euro weniger als eine Stiefmutter, die das mit dem Kind des Partners tut. So wie auch die leibliche Mutter weniger zahlt als die Stiefmutter. Ich bin mit dem Großen im Tierpark Hellabrunn gewesen, und habe mit den Ohren geschlackert, als ich gefragt wurde: „Ist er Ihr leibliches Kind?“ Als ich wahrheitsgemäß sagte: „Nein, er ist mein Stiefsohn“ wurde mir der teuere Tagessatz abgeknöpft. Für Regenbogen Familien gibt’s ne Sonderregelung (was ich richtig und großartig finde) für uns Stiefmütter aber nicht! Ich hoffe, daß wir bald mal einen Verband haben, mit dem wir gegen solche Ungerechtigkeit vorgehen!“
[bctt tweet=“Warum müssen Stiefmütter im Münchner Tierpark Hellabrunn mehr Eintritt bezahlen als Stiefväter?“]
Briefwechsel mit dem Tierpark
Den Tierpark Hellabrunn habe ich am 25. November 2015 angeschrieben und gefragt, ob er seine Preisgestaltung nicht auf Stiefeltern ausweiten wollen.
Liebe Verena Wieman, lieber Daniel Hujer, gerade wurde mir von einer Stiefmutter aus München, die mit ihrem Stiefkind den Tierpark besuchen wollte dieses Erlebnis geschildert… Ich würde gerne wissen, ob es richtig ist, dass Frauen an der Kasse gefragt werden, ob es sich um ihr leibliches Kind handelt und ob Sie vielleicht planen, Ihre Preisgestaltung auch auf Stiefeltern auszudehnen. Das würde mich sehr freuen. Mit freundlichen Grüßen, Susanne Petermann
Was soll ich sagen, schon 14 Tage später 🙁 bekam ich Antwort. Unbefriedigend, oder? Auch einige Telefonate, die ich hinterher führte, bewirkten nichts.
Macht alle mit! Schreibt die Verantwortlichen an!
Bis heute ist die Preisgestaltung im Tierpark Hellabrunn unverändert und benachteiligt die Stiefmütter. Heute bin ich durch eine Stiefmutter die ähnliches in einem Hallenbad erlebte, wieder an diese Diskriminierung erinnert worden. Ich denke es ist Zeit, für eine Gemeinschaftsaktion. Wir alle sollten an die Verantwortlichen schreiben. Ich habe einen Protestbrief formuliert und stelle ihn Euch hier als Vordruck für eine eigene EMail zur Verfügung. Hier sind die EMail Adressen der Verantwortlichen:
Herr Daniel Hujer und Frau Lisa Reininger von der Presseabteilung des Tierparks:
E-Mail: presse@hellabrunn.de
Telefon:+49(0)89 62508-718
Fax: +49(0)89 62508-52
Das Servicecenter des Tierparks erreicht man wie folgt:
Münchener Tierpark Hellabrunn AG
Tierparkstr. 30
81543 München
Tel.: +49(0)89 62508-0
Fax: +49(0)89 62508-32
E-Mail: tierpark@hellabrunn.de
Auch die Politik ist gefragt!
Die Aufsichtsratsvorsitzende des Tierparks ist die Dritte Bürgermeisterin (SPD-Fraktion) der Stadt München, Frau Christine Strobl. Auf Ihrer Homepage schreibt sie
„München soll Heimat sein für alle Menschen, die hier leben. In den nächsten Jahren wird es aufgrund des Bevölkerungswachstums unserer Stadt darauf ankommen, die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, z.B. im Bereich der Kinderbetreuung oder der Schulen … Das Miteinander aller Generationen und eine ausgewogene Berücksichtigung der jeweiligen Lebenssituation muss Richtschnur für ein zukunftsorientiertes und verantwortungsvolles Handeln der Stadt sein.“
Christine Strobl erreicht ihr hier:
Landeshauptstadt München
Büro der 3. BMin
Marienplatz 8
80331 München
EMail: buero.bm3@muenchen.de
Macht mit. Je mehr E-Mails in den Büros eingehen, desto größer ist die Chance, dass etwas geändert wird.
Wo erlebt Ihr Diskriminierung im Alltag?
Wer hat schon einmal ähnliches erlebt? Im Schwimmbad, im Zoo, im Freizeitpark? Bitte schreibt mir Eure Erlebnisse. Unser Verein i.G. STEVIE will Stiefmütter (und auch Stiefväter) stärken und dafür sorgen, dass solche Vorfälle bald der Vergangenheit angehören.
Susanne
UPDATE
Heute bekam ich Antwort von der 3. Bürgermeisterin. Es bleibt spannend. Ich bleibe dran.
P.S. Wer Lust hat beim Verein mitzumachen, darf sich natürlich auch gerne melden 🙂
Bitte E-Mail mit Stichwort „Diskriminierung“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einfach einen Kommentar hinterlassen.
In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden. Foto: Stocksnap
Heute habe ich von einer Mutter aus der KiTa den Gartenschaupark in Rietberg empfohlen bekommen, der wohl wirklich toll für Kinder ist und mit 24,00€ (Kinder sind in Begleitung eines Erwachsenen generell frei bis sie 17 sind) als Dauerkarte und sonst 5€ für den ganzen Tag preislich günstig ist, denke ich. Nun steht aber auch dort der Zusatz „eigene Kinder“. Mein Mann und ich haben 4 Kinder, aber die zwei Älteren sind streng pedantisch genommen nicht meine „eigenen“. Ich könnte also nicht alleine mit allen Kindern dorthin, ohne für die Kinder je noch mal 5€ Eintritt zusätzlich zur Familienkarte zahlen zu müssen oder mein Mann würde für sich und die vier eine Familienkarte/Dauerkarte kaufen und ich müsste zuzahlen. Ich habe mich sehr an dem „eigene Kinder“ gestört, weil für mich Familie Familie ist. So wird doch mal wieder von Außen betont, dass man ja „gar keine richtige Familie“ sei und der nicht leibliche Elternteil oder die nicht leiblichen Kinder nicht dazu gehören würden. Das ist furchtbar, dass sowas forciert wird, wo doch genug Trennungskinder genau das ohnehin schon eingeredet wird, um die Beziehung zum Stiefelternteil von Anfang an zu unterwandern. Und dann fühlt sich alle Welt in der „meine Kinder, deine Kinder, das ist gar keine „richtige“ Familie“ bestätigt. Aus meiner Kindheit kannte ich immer nur „x Erwachsene, x Kinder“ und das waren dann auch Oma, Opa, Tante, Onkel, etc. Auch frage ich mich, ob man dann immer Geburtsurkunden und Personalausweise mitführen muss, um auch ja zu bestätigen, wer zu wem gehört, muss ja schließlich irgendwie kontrolliert werden? Der Ausflug in diesen Park ist für mich jedenfalls vom Tisch, ich möchte so eine Diskriminierung nicht unterstützen und gedenke, den Park auch mal anzuschreiben. Es benachteiligt ja nicht nur die Stiefeltern, sondern auch Großeltern und andere Verwandte, die mit Kindern dorthin gehen wollen, die sie nicht selbst geboren oder gezeugt haben. Und das ist nicht richtig. Eigentlich haben wir ja auch ein Diskriminierungsverbot in Deutschland…
Guten abend zusammen,
mein Lebensgefährte und ich haben den Tierpark Hellabrunn angeschrieben. Ich musste einen Tag länger auf Antwort warten als er. Mir wurde das Modell der Jahreskarten erläutert. Wenn die Kinder die Jahreskarten mitbringen, würde ich ja so eine Vergünstigung bekommen. Ein Witz.
Ein Gegenbeispiel: die Preisgestaltung im Planetarium Bochum. Da gibt es Familienrabatt auch für andere Erziehungsberechtigte und auch für Großeltern. Da fahren wir am Wochenende dann mal hin.
Ich habe heute eine Antwort von der Bürgermeisterin bekommen. Die will sich noch mal dahinter klemmen. Mal abwarten. Je mehr Menschen schreiben, desto höher wird der Druck.
Also.. ich find jetzt das nicht sooo diskriminierend! Schlussendlich investieren wir Stiefmütter, bei denen die Kinder nicht wohnen, in finanzieller Hinsicht ja nicht gleich viel, wie eine Mutter, ein Stiefvater oder eine Stiefmutter, bei der die Kinder wohnen. Man muss auch bedenken, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Arbeitstage selber zu gestalten! Das können Mütter und Stiefmütter, bei denen die Kinder wohnen nur bedingt, ausser sie finanzieren eine Nanny, welche die Kinder von der Schule holt und danach weiter betreut. Also müssen sie ihre Arbeitszeiten um die Schule herum regeln. Natürlich investieren wir emotional genauso viel. Dies sollte m. E. von den uns Nahestehenden „vergütet“ werden-nicht unbedingt von einem Tierpark. Oder? Ist Ansichtssache, ich weiss 🙂
Fliederweg 13
Keine Ahnung, was da schief gelaufen ist mit dem Versenden der Antwort…
Liebe Ma,
Du hast sicherlich auf der einen Seite Recht. Andererseits denke ich nicht, dass es um die finanzielle Diskriminierung geht, sondern um die emotionale.
In meinen Augen signalisiert man durch solche Aktionen den Stiefkindern doch etwas völlig absurdes. Selbst wenn sie für sich selbst fühlen, dass die Stiefmutter zu ihnen dazugehört und ein wichtiger Teil ihres Lebens ist, wird ihnen von außen vermittelt, dass sie falsch fühlen, weil diese ausgegrenzt und von den anderen nicht akzeptiert wird. Ist prinzipiell doch auch wieder eine Art der Entfremdung und stürzt die Kinder in einen Loyalitätskonflikt. Unsere Gesellschaft sollte diesen Kindern, die ohnehin mit der Trennung ihrer Eltern zu kämpfen haben, lieber signalisieren, dass es absolut in Ordnung ist, zu einer anderen Frau eine Beziehung und Bindung aufbauen zu dürfen – sofern die Kinder das wollen – und nicht nur die leibliche Mutter wertschätzen zu dürfen. Leider sehen viele leibliche Eltern – und hier vielleicht tatsächlich die Mütter – einen anderen Menschen als Konkurrenz und nicht als Bereicherung für das Leben ihrer Kinder. Kann man zwar nicht globalisieren, aber auch nicht alle leiblichen Eltern sind immer das Beste für die Kinder…
Ich muss ganz ehrlich sagen, über solche Dinge haben wir nie großartig an der Kasse gesprochen… Familienkarte und gut.
Eine ganz andere Art der Diskriminierung habe ich aber empfunden, als es um die Schulbücher ging. Wir haben immer für 5 Kinder die Kosten zu tragen gehabt. Gut, Nr. 5 hat jetzt die Schule abgebrochen und ist komplett aus dieser Nummer raus.
Normalerweise ist es hier so, ab dem 3. schulpflichtigem Kind bekommt man einen Rabatt bei der Ausleihe (ich glaube immerhin 50 Prozent). Nun gehen 4 Kinder also in der gleichen Stadt und normalerweise hätten wir das ja in Anspruch nehmen können, ABER – jetzt kommt: „Die Meldeadresse“ von 2en ist ja anders…. (JA – und trotzdem muss schließlich jemand ihre Bücher bezahlen und dieser jemand zahlt noch für 2 weitere…)…. Nix Rabatt 4x voll die Kosten tragen…. SUPER!!!!!!!!!
Was mich oft persönlich getroffen hat war, das meine eigenen Kinder von sich aus oft so Sätze gesagt haben, wie: „Das ist bestimmt zu teuer, wir müssen da auch nicht mit………..!“ Obwohl wir sehr oft erklärt haben, dass natürlich jeder überall mit „kann“ und es „egal“ ist, was das jetzt kostet. Das es dadrum halt gar nicht geht – einfach nur oft ums ärgerliche Prinzip.
Ich sammle gerade solche Beispiele für einen Folgebeitrag. Die haben sich tatsächlich an der Meldeadresse hochgezogen?
Jepp – die Meldeadresse war das ausschlaggebende Kriterium, den Rabatt nicht zu gewähren. Denn theoretisch hätte ja ihre Mutter die Bücher bezahlen MÜSSEN. Hat sie aber halt nicht für nötig gehalten. Also bezahlten WIR diese Bücher mit – macht man ja so – für seine Kinder… Nur dass wir eben daheim auch noch 2 Kinder hatten, die ebenso ihre Bücher bezahlt bekommen.
DAS spielte aber ja keine Rolle – sind wir ja „selbst schuld“, wenn wir für die Gatten Kinder mit anderer Meldeadresse die Bücher „auch“ bezahlen…. *hmpf, grmpf* Schön blöd – schön ungerecht, anstatt „froh“ zu sein, dass überhaupt jemand diese Kosten bereit war spontan zu tragen….
Machen wir auch so. Sollte so eine Frage kommen, bin ich die Mutter von seinen Kindern und er der Vater von meinem Kind. Ist doch egal ob leibliche, rechtliche, soziale oder emotionale. Und wer hat schon immer die Geburtsurkunden zum Beweis dabei?
Ich erlebe sowohl positives als auch negatives. Als Vollzeit Stiefmutter wird mein Gehalt bei der Berechnung des Kindergartenbeitrags mit berücksichtigt (nicht so das der Mutter) allerdings darf ich natürlich nicht die Hälfte des Beitrags von der Steuer absetzten… Und natürlich bekommt mein Partner auch nicht den „alleinerziehenden Bonus“.
Auf der anderen Seite hat mein Arbeitgeber Elternregelungen durch den Zusatz „leibliche und angenommene Kinder“ ergänzt um mich nicht außen vor zu lassen.
Warum macht der Tierpark es so kompliziert? Zwei Erwachsene + mind. ein Kind = Familie. Ob das nun Oma und Opa oder wer auch immer sind… Ich schreibe da auch noch mal hin!
Toller Arbeitgeber. Darf der genannt werden?
Das geht leider nicht aber es ist quasi öffentlicher Dienst und damit noch umso toller!
Ich las so eine Sache auf der Homepage des Fehmare, allerdings hat mich keiner gefragt ob ich „dazu“ gehöre und wir konnten die Familienkarte nutzen. Aber generell wird man diskriminiert wenn man keine eigenen Kinder hat, egal ob man für die dann eigentlich den Lebensunterhalt mitgestaltet. In meinem Fall zahle ich voll mit und die Kindsmutter kassiert nicht nur Unterhalt sondern bekommt auch den Steuerfreibetrag und muss weniger Pflegeversicherung zahlen. Wahrscheinlich schreien jetzt wieder einige alleinerziehende auf, aber ich finde es einfach gemein, bestraft zu werden nur weil ich keine eigenen Kinder haben darf!
Hallo Frau Petermann,
mit Bestürzung habe ich gerade ihren Beitrag gelesen. Mir ist so etwas noch nie aufgefallen. Mein Lebensgefährte und ich haben jeder eine Nachricht an den Tierpark geschrieben.
LG Steffi