Ab wann habe ich das Recht, mich einzumischen?
Ich bin 25, mein Freund 43 (also 18 Jahre älter) und wir sind seit fünf Monaten zusammen. Seine Tochter ist zehn. Sie kam in der 25. Schwangerschaftswoche zur Welt.
Ich fasse mal zusammen, was mich an der Erziehung der Ex und meinem Freund stört: Sie hat keine Klamotten, dafür aber zu viele Aktivitäten unter der Woche, so dass keine Freunde getroffen werden können. In der Schule ist die Tochter miserabel, aber die Eltern meinen, das sei ja alles halb so schlimm. Dazu kommt das Bedienen und nicht zur Selbstständigkeit erziehen des Kindes. Mit zehn Jahren wird ihr noch der Po abgeputzt uvm.
Meine Frage nun: Ab wann habe ich das Recht mich einzumischen – auch gegenüber der Mutter? Bis jetzt gehe ich immer über meinen Freund, obwohl mir bewusst ist, dass das absolut falsch ist. Ich weiß auch nicht wie ich Abstand zu all den Themen halten kann. Außer mich wieder von beiden zu distanzieren.
Info noch über mich: Ich bin ein Scheidungskind und habe zu meinem leiblichen Vater und seiner Familie keinen Kontakt (er hat ihn abgebrochen). Den Mann meiner Mutter habe ich bis zu seinem Tod vor zwei Jahren als Vater angesehen. Bräuchte irgendwie Hilfe, ich fühle mich jetzt doch etwas hilflos.
Gruß Ramona
Bitte E-Mail mit Stichwort „Ramona“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einen Kommentar hinterlassen
Hallo Ramona
Ich kann Dir nachfühlen, kenne das Gefühl wenn man sich so hilflos fühlt. Ich würde meinem Partner auch sehr gerne viele Sachen sagen. Seine pupertierende Tochter ist recht anstrengend im Moment. Dadurch hat er jetzt auch mehr Kontakt zu seiner Ex. Was mir ehrlich gesagt sehr wiederstrebt. Er hat zum Beispiel das Problem dass seine Tochter dauernd am Handy sitzt und er dadurch hohe Rechnungen hat. Ich habe ihm gesagt er solle doch seiner Tochter ein Prepaid kaufen. Er hat nicht auf mich gehört. Heute hat er mit seiner Ex telefoniert danach kam er zu mir und sagte mir er habe mit ihr über das Thema gesprochen und sie habe gesagt er solle doch ein Prepaid kaufen und dass wird er jetzt sehr wahrscheinlich auch machen.
Es ist verdammt schwer sich immer nur hinten anstellen zu müssen. Man muss immer für sich selbst abwägen und sich manchmal trotzdem trauen seine Meinung zu sagen, sonst geht man noch kapputt. Oder man muss sich trennen. Obwohl ich dies immer ein bisschen schade finde wenn man einen super Mann gefunden hat und ihn dann wegen Kinder die eifersüchtig auf die neue Partnerin sind oder wie auch immer verlässt. Denkt daran, die Kinder fliegen irgendwann aus. Die Frage ist nur ob man so lange durchhält.
Hallo,
auf die Gefahr hin, dass Du sauer wirst. Verlass ihn. Tu Dir das nicht an. In Deinem Alter gibt es genügend Singlemänner.
In meinem Alter (52) ist es kaum möglich einen Partner ohne Vorgeschichte zu finden. Und glaube mir es ist sehr schwer. Als Stiefmutter hast Du keine Rechte nur Pflichten. Ob Deine berechtigten Einwände gehört werden ist fraglich.
Nach meinen Erfahrungen wird der Vater auch nicht gehört. Die Mutter tut was sie will.
Kurz gesagt die Mutter hat das sagen, der Vater muß zahlen, die Stiefmutter ist überflüssig. Solange Du gefühlsmäßig noch nicht zu sehr gebunden bist, lauf!
Such Dir einen Mann in Deinem Alter und ohne Altlasten. Als Scheidungskind hast Du doch schon genug gelitten.
LG
Walli
Würde mich diesem Kommentar gerne anschließen, auch aus eigener Erfahrung heraus. Nach fünf Monaten Beziehung hast du nun gerade einen ersten kleinen Eindruck von Patchwork bekommen – das ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit Mitte zwanzig stellt sich wirklich die Frage, ob man sich bereits derartig „belasten“ will und sollte. Es wird immerhin deine gesamte Beziehung und eigene Lebens- und Familienplanung auf viele Jahre hinaus bestimmen.
Alles Gute!
Ich würde erstmal gar nicht von „recht“ sprechen. Den sowas ist von Fall zu Fall doch individuell.
Insofern die Tochter nicht entwickelungsverzögert ist, wer erledigt den Sachen wie po abwischen? Ich denke mal das erstreckt sich auch aufs waschen ( intim Hygiene etc) du oder dein Freund? Sollte dein Freund das tun, würde ich ihn die Menstruation mal im Auge behalte lassen. Werden ihr dann auch binden und Tampons gewechselt? Den so wird es vielleicht kommen da junge Mädchen heutzutage oft früh dran sind. Und irgendwann wird sich ihr Scham Gefühl auch entwickeln, was wenn sie bis dahin den popo nicht alleine abputzen kann? Ich würde mir da vielleicht mal die Meinung eines Kinderarztes holen ,den dieses Thema ist glaube sehr viel weitreichender als po abwischen. Und diese dann deinem Freund erzählen. Ebenso das bedienen, wer muss das den bei euch erledigen? Macht dein Freund das immer? Und stört er sich den gar nicht daran?
Was die Schule angeht, solange die Tochter nicht bei euch lebt, könnt ihr glaube nicht viel tun. Was man trotzdem zeigen sollte, wenn es möglich ist, ist Präsenz in der Schule, so weiß man immerhin was los ist und die Lehrer wissen das auch zu schätzen. Unsere schickt sogar Briefe an beide Elternteile.
Im übrigen, kann ich dich sehr gut verstehen. Ich hab auch von Anfang an den Mund aufgemacht ( auch wenn es für mich leichter ist, meine 10 jährige Stieftochter lebt bei uns) und konnte einfach nicht mit anschauen wie die kleine ins “ verderben“ ( ja so nannte ich das durchaus mal den in der Pubertät hab ich festgestellt, lernen sie sowas nicht mehr, eventuell nach der Pubertät aber soweit bin ich noch nicht ) geschickt wurde. Irgendwann hab ich allerdings festgestellt, das es Themen gibt bei denen ich mir fast den arm abgerissen hab um was zu ändern. Allerdings hat es sich als vergeblich heraus gestellt. Ich hab alles versucht. Mit der Stieftochter reden immer wieder, den Großeltern, der Kindesmutter, meinem Mann und Ärzten. Alles hat nicht geholfen. Ich musste dann lernen, für mich zu akzeptieren, das ich es nicht ändern kann. Dabei hat allerdings geholfen, das ich wirklich alles gegeben hab. Wenn man an dem Punkt angekommen ist wo man alles getan und nichts erreicht hat, ist es wichtig aufzuhören, sonst geht man selbst daran kaputt!
Im übrigen weiß ich das ich mit meiner Meinung nicht gerade gut ankomme, aber ab irgendeinem Punkt muss man etwas tun. Nicht für sich sondern für das Kind! Den dem Kind ist damit wahrlich nicht geholfen.
Hmmmm…schwierig…
Du schreibst das Kind wurde in der 25.SSW geboren. D.h., dass die Eltern ein richtiges Frühchen hatten und sicher sehr lange große Sorge um das Kind. Deshalb vielleicht auch das „verwöhnen“..in ihrem Falle den Popo abwischen und das bedienen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Kind entwicklungsverzögert war (ist??) und deshalb viel nachgetragen bekam und wenig selbst machen musste, durfte, konnte.
Zu den Schulschwierigkeiten: auch das könnte mit dem früh geboren sein zusammenhängen. Da wird das Mädel in Schutz genommen „das kann sie noch nicht..sie ist entwicklungsverzögert..“
Wenn sie haufenweise Termine hat frag ich mal direkt: was sind das für Termine? Sport? Musik? Ergotherapie? Krankengymnastik….???
Das nächste ist – sei mir bitte nicht böse, ich mein das nicht anklangend – du bist 25 und du hast noch keine eigenen Kinder. Das kommt oft nicht so gut wenn man damit die Mutter anspricht. 😉
Ich finde dein Freund ist alt genug um diese Dinge mit der Mutter zu besprechen und zu klären. Natürlich kannst und darfst du ihn darauf hinweisen was dir auffällt. Wenn er es dann aber NICHT umsetzt sind dir etwas die Hände gebunden.
Wenn die kleine Maus bei euch ist kannst du natürlich mit ihr das Popo abwischen besprechen/üben und auch mal mit ihr shoppen gehen, aber mehr wirst du wahrscheinlich nicht machen können.
Grüße, Stefanie
Hallo,
auch sehe das ähnlich wie Alexander. Mische dich bitte ein! Gerade wenn es um die Klamotten Frage geht- hier betrifft es nämlich das Wohl des Kindes. Im Grunde auch schon bei den anderen Punkten „Po abwischen“. Dies ist auch entgegen des Kindeswohls- denn dazu gehört auch die Überbehütung!
Es ist doch immer gut, wenn eine Vertraute und Neutrale Person sich einmischt, als wenn das dann mal über gänzlich Außenstehnde passiert.
Frag doch die Eltern mal, was ist wenn sie mit der Klasse unterwegs ist und auf Toilette muss. Ich glaube kaum das dies dann eine Lehrerein übernimmt. Und spätestens dann werden die Eltern, bei aufmerksamen Pädagogen, hinterfragt.
Alles Gute
Ein wirkliches Recht hast du, in solchen Fragen nicht.
Der einzige Punkt wo du wirklich ein moralisches Recht hast, ist wenn deine Grenzen verletzt werden. wenn die kleine sich zum beispiel als arschloch beschimpft, darfst du durchaus reagieren, und Grenzen setzen.
Letztendlich kannst du als Berater auftreten, aber (wie jeder der mal als Berater gearbeitet hat bestätigen wird) du musst damit klar kommen, dass der Beratene deine Meinung weniger Wichtig nimmst als seine eigene. Bei der Ex wirst du, wenn die beiden nicht noch eine sehr gut Beziehung haben vermutlich gar nichts dürfen.
Du kannst höchstens als positives Beispiel agieren. Wenn sie zum beispiel den Po abgewischt bekommen möchte mal hingehen und fragen: „Meinst du nicht, dass du schon ein großes Mädchen bist?“ und sie ermutiges es doch selber mal zu probieren.
Das Problem das ich aus der Situation als Vater in dieser Konstellation kenne, ist dass man als Neuhinzugekommener Partner manchmal vielleicht nicht die Vorgeschichte kennt, die zu solchem Handeln der leiblichen Eltern führt. Ich kenne das auch, das meine frau sagt: Der würde ich jetzt aber mal ein paar Takte erzählen, und ich sagen muss „kann ich verstehen, werde ich aber nicht tun, weil ich weiss, dass das unter den Umständen jetzt nichts bringt.“ Letztendlich sind die Leiblichen eltern diejenigen die die Verantwortung tragen, und später die Vorwürfe zu hören bekommen. So hart das auch klingt: Ob Du noch teile des Lebens der Kinder bist wenn diese Vorwurfsphase kommt muss sich erst zeigen.
Gut keine Klamotten haben geht eigentlich gar nicht aber da kannst du nur an die vernunft des Vaters appellieren.
Hallo Ramona.
Ich würde hier nicht davon sprechen, sich mit Recht einmischen zu können. Ich bin der Meinung, dass Du jederzeit darüber reden können solltest, was Dir an dem Kind und dem Verhalten der Eltern auffällt. Ein Austausch – kein Machtkampf. Und aus eigener Erfahrung: meine Frau hat sich relativ schnell „eingemischt“ und ich danke ihr dafür – für viele Dinge hat sie mir erst die Augen geöffnet. Bitte „mische“ Dich ein! Es ist für das Kind.
Liebe Ramona, wenn die Tochter nicht bei euch lebt, hast du wohl kein Recht dich da einzumischen. Anders würde es aussehen, glaube ich, wenn ihr verheiratet seid. Wenn dein Freund nicht den Mut hat, das alles bei seiner Ex anzusprechen, dann bleibt dir nur noch, dich da rauszuhalten. Auch wenn es dir verdammt schwer fällt.