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Verliebt, verlobt, Stiefmutter?

Inca Trail

Verliebt, verlobt, Stiefmutter! Läuft es tatsächlich so, wie viele Menschen es sich vorstellen? Nach dem Motto: Ich heirate eine Familie? Mütter haben erfahrungsgemäß rund 40 Wochen Zeit, sich auf die die Ankunft eines neuen Familienmitgliedes vorzubereiten und einzustellen. Bei Stiefmüttern kann das deutlich schneller aber auch deutlich langsamer gehen. Wie immer im Leben sind die Unterschiede enorm. Aber es gibt eben auch Gemeinsamkeiten. Oft verläuft die Entwicklung zur Vizemutter in folgenden Stufen oder Phasen.

Stufe 1. Amors Schuss mit dem Pfeil

Wir alle kennen es aus eigener Erfahrung … und aus Hollywoodfilmen. Das klassische Szenario. Boy meets girl, ein tiefer Blick in die Augen, ein schüchternes Lächeln, verlegenes am Haar herumspielen, ein tiefer Blick in die Augen, es blitzt. Bei einigen Menschen rieselt jetzt sofort Feenstaub, rote Herzballons steigen auf, alles färbt sich rosa, es ist Liebe auf den ersten Blick. Bei anderen Paaren ist in diesem Moment von spontaner Verliebtheit noch keine Rede, aber ein relativ großes Interesse wurde geweckt. Der „Blitzfaktor“ ist eine Typfrage.

Auf alle Fälle haben sich zwei Menschen getroffen, und es besteht ein generelles Interesse am andern. Fertig. Es gibt tatsächlich keinen großen Unterschied ob Amor seinen Pfeil auf einen Vater schießt oder auf einen Mann ohne Anhang. Die ersten rosigen Momente sind die gleichen wie bei allen anderen Paaren.

Eine Frau, die an dieser Stelle aussteigt, hat wahrscheinlich entweder kein Interesse an einer Beziehung oder der Feenstaub hat sich bereits nach wenigen Minuten verzogen.

Stufe 2. Die Karten werden auf den Tisch gepackt

Die ersten Gespräche über die Vergangenheit werden geführt. Er erzählt über seine familiäre Situation, sagt, dass er Vater ist. Es werden Fotos der Kinder gezeigt, Ähnlichkeiten verglichen. „Das sieht man sofort, dass er dein Sohn sein muss, er hat die gleiche Nase wie Du“ oder „Es kommt wahrscheinlich mehr nach deiner Ex. Ich hätte nie gedacht, dass das dein Kind ist.“

Man redet über die erste Familie, die Trennung, den Alltag, den der Mann mit Kind heute lebt. Alles ist noch sehr theoretisch. Und natürlich mit viel Zuckerguss überzogen.

Eine Frau, die an dieser Stelle aussteigt, will keinen Mann mit Kind. Vielleicht ist er noch nicht einmal getrennt, sie will sich nicht in eine Familie einmischen. Vielleicht war sie schon einmal Stiefmutter, will diese Erfahrung nie wieder machen. Vielleicht hat sie kein Interesse an Familie. Vielleicht riecht er streng unter den Achselhöhlen. Die Gründe sind vielfältig.

Stufe 3. Das erste Mal

Jetzt wird´s ernst. Das erste Treffen mit den Kindern steht bevor. Manchmal wird es als „zufälliges Treffen“ getarnt, manchmal ist der Vater so ehrlich und erklärt den Kindern, dass er eine neue Frau und möchte, dass man sich kennen lernt. Sicherlich spielt das Alter der Kinder dabei eine Rolle. Auf alle Fälle ist der zukünftigen Vizemutter klar, dass dieses Treffen ein Meilenstein ihrer Beziehung wird. Ihr ist klar: Lehnen die Kinder sie komplett ab, sinken die Chancen für eine glückliche Beziehung dramatisch.

Die erste Begegnung mit den Kindern wird meist freudig herbeigesehnt. Für die Frau ist das etwas Großartiges, der Beweis, dass der Vater dieser Kinder es ernst mit ihr meint. Früher wurde an diesem Punkt der Beziehung die neue Frau der zukünftigen Schwiegermutter vorgestellt. Damals wie heute mit der gleichen Intention: Der Mann möchte von der wichtigsten Person in seinem Leben einen Freifahrtschein für die neue Beziehung bekommen. Die Frau weiß das und gibt daher ihr Bestes, um in seine Familie integriert zu werden.

Viele Stiefmütter erzählen, die ersten Treffen mit den Kindern seien harmonisch und mit Sympathie auf beiden Seiten abgelaufen. Schwierigkeiten wären immer erst nach einiger Zeit aufgetaucht. Selten steigt also eine zukünftige Stiefmutter an dieser Stelle der Partnerschaft aus.

Phase 4. Nach dem ersten Mal

Ist das Paar wieder allein, will der Mann natürlich wissen, wie es für sie war. Hier teilen sich die Geister. Die eine Frau schwärmt nun, findet seine Kinder total süß, lieb, entzückend – ganz der Papa eben. Sie ist sicher: Mit diesen Kindern ist Stiefmutter sein ganz einfach, es wird die große Liebe. Sind ihr vielleicht doch einige Kleinigkeiten störend aufgefallen, ist sie zwar zurückhaltender, glaubt aber meist doch, dass sie die Situation schon in den Griff bekommt.

Wichtig an dieser Stelle: Ist die Stiefmutter frohen Mutes, glaubt der Vater alles sei gut und hält sich fortan raus. Für ihn ist alles geklärt. Die Frau mag seine Kinder, die Kinder mögen die Frau offensichtlich ebenfalls. Fertig. Die Beziehung kann weiterlaufen.

Die Einzigen, die in dieser bei den Erwachsenen doch recht hormongesteuerten Anfangsphase wirklich schlau sind, sind die Kinder. Die erwarten keine »Liebe« von der neuen Frau, denen ist allein diese Ansinnen meist lästig. Auch wenn sie einen Kuss erwidern oder sich herzhaft drücken lassen – so ist das eine Momentaufnahme, keine Zustimmung für die Zukunft.

Fortsetzung folgt.


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Foto: James Heilman, Wikimedia

2 Kommentare
  1. Kaya
    Kaya sagte:

    Hätte so gerne eine Fortsetztung des Artikels!
    Bisher konnte ich alles genau so unterschreiben!
    Toll geschrieben!

    Antworten
  2. Eileen
    Eileen sagte:

    Also, so wie du das schreibst ist es ganz treffend. Bei der älteren Tochter meines Mannes war es genauso. Die Kleine hat mich an dem Tag des Kennenlernens völlig ignoriert, und das das ganze Wochenende. Dafür haben wir jetzt ein sehr gutes Verhältnis.

    Phase 5 wäre dann wohl die wirklich Situation mit den Kindern….

    🙂 aber schön diese Phasen nochmal ins Gedächtnis gerufen zu bekommen 🙂

    Antworten

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