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Ich finde einfach nirgends Ratschläge und hoffe, von Euch eine Antwort zu bekommen. Es geht um Trennung im Patchwork und die Frage: Was tun, wenn man selbst die Beziehung beenden möchte, das eigene Kind aber sehr am Partner hängt?

Trennung im Patchwork

Ganz kurz zu meinem Hintergrund bzw. zu unserer Patchwork-Geschichte: Mein Partner und ich führten anfänglich eine Fernbeziehung. Im Grunde auch ohne Kinder, da die bei den jeweils anderen Elternteilen wohnten. Seine Tochter bei der Mutter, meine Tochter beim Vater. Da wir uns eine Fernbeziehung auf Dauer nicht vorstellen konnten, bin ich vor vier Jahren zu ihm gezogen. Kurz danach hatte seine Tochter (mittlerweile 17 Jahre) fortwährend Probleme mit der Mutter (Pubertät eben…) und zog zu uns. Und kurz danach wiederum ist die Situation zwischen meiner Tochter (mittlerweile 14 Jahre) und ihrem Vater eskaliert und sie zog ebenfalls zu uns. Aus zwei mach vier – innerhalb kürzester Zeit.

Leider ist es uns seither nicht gelungen, zu einer Gemeinschaft zusammen zu wachsen. Die Liebe zwischen meinem Partner und mir hat sich leider auch nicht als „alltagstauglich“ erwiesen. Erst der gemeinsame Alltag hat gezeigt, wie extrem unterschiedlich wir alle sind. Beispiele: Mein Partner ist ein kreativer Kopf, eine „Künstlerseele“, sehr harmoniebedürftig und eher nicht bereit, sich irgendwelchen Regeln oder gesellschaftlichen Konventionen unterzuordnen. Was er selbst so formuliert! Seine Tochter ist ihm in all dem sehr ähnlich (zwischen ihr und mir hat sich leider keine Sympathie entwickelt).

Natürlich hat das seine Berechtigung, gar keine Frage! Allerdings ist es halt so, dass sowohl meine Tochter als auch ich hier ganz anders gelagert sind: Eher pragmatisch und „handfest“, einem Konflikt gehen wir auch nicht aus dem Weg. Zudem auch noch ziemlich realitätsbezogen und regeltreu, die „schönen Künste“ sind unsere Sache eher nicht. Dazu kommen dann auch noch gänzlich gegensätzliche Vorstellungen in Sachen Erziehung, Geld, Freizeitgestaltung, Körperpflege, etc.

Es gibt viel Streit

Meinungsverschiedenheiten und Streits sind somit leider an der Tagesordnung, was natürlich für alle Beteiligten sehr anstrengend und mühsam ist. Kurzum: Was auf die Distanz sehr bereichernd war, hat sich im Alltag zum Kampf und Krampf entwickelt. Aus dem ich keinen Ausweg mehr sehe, da viele, viele Gespräche leider ohne konkretes Ergebnis geblieben sind und gemeinsame Absprachen nicht zustande kamen. Und nun bin ich leider an einem Punkt, dass ich mir unter diesen Umständen keine Partnerschaft mehr vorstellen kann. Ich weiß einfach nicht, was ich noch tun kann, wie das noch gehen soll.

Vielmehr möchte ich lieber gehen, scheue den Schritt aber extrem, vor allem wegen meiner Tochter. Hier hat sich durchaus Sympathie entwickelt; sie und mein Partner verstehen sich sehr gut. Und zu ihrem Vater hat sie nahezu gar keinen Kontakt mehr (was sich so ergeben hat; ich hatte und habe den Kontakt immer unterstützt). Somit würde im Falle einer Trennung (wieder) eine männliche Bezugsperson genommen. Nun bin ich hin und her gerissen und plage mich mit meinem schlechten Gewissen…

Hat jemand von Euch schon mal ähnliches erlebt? Steckt vielleicht jemand an einem ähnlichen Punkt fest? Wie läuft das bei einer Trennung im Patchwork? Gibt es „da draußen“ andere Patchworkerinnen, die eigentlich die Partnerschaft beenden möchten, dem eigenen Kind zuliebe aber bleiben?  Oder vielleicht sogar welche, die das Blatt doch noch wenden konnten? Wenn ja, wie ist Euch das gelungen?

Zusammen bleiben wegen der Kinder?

Ich meine, in Ursprungsfamilien hat man das häufig – viele Partnerschaften werden wegen der Kinder aufrechterhalten. Das sage ich ganz ohne Wertung, ob das gut oder schlecht ist, vermag ich langfristig gar nicht zu beurteilen. Aber wie steht es um Trennung im Patchwork – Familien? Wenn man den Kindern damit ja schon wieder ein „Trauma“ zumuten muss? Und das eigene Kind auch sehr am Partner hängt? Und man selbst den Partner ja eigentlich mag, aber der Alltag zu belastet ist?

Ich würde mich sehr freuen, hier einiges an Feedback  zu lesen, bitte aber vor allem nur um ernst gemeinte bzw. respektvolle Beiträge. Bitte nicht nach dem Motto „Hätteste ja mal vorher wissen können“…  Das konnte ich eben nicht; manches wird eben nur durch direktes Erleben klar. Und natürlich wäre es mir tausendfach lieber, die Dinge hätten sich anders entwickelt: Sowohl mein Partner als auch seine Tochter sind ganz wunderbare, großzügige Menschen. Nur habe ich keine blassen Schimmer, wie es mit uns weitergehen könnte. Ohne dass sich einer komplett selbst aufgeben muss, meine ich…

Ganz viele liebe Grüße an alle Patchworker!

Fee


Vom 8. bis 10. Juli 2016 findet der erste PatchWorkshop für zweite Familien, Stiefmütter und Trennungsväter statt. Gastgeber sind Christine Tietz und ich. Wir bieten: Konkrete Hilfestellung in Form eines Wochenendseminars mit Familienaufstellungen, Vorträgen und Einzelgesprächen. Mehr über den PatchWorkshop, die Inhalte und die Kosten erfahrt Ihr hier. Wir freuen uns auf Euch!


 

Bitte E-Mail mit Stichwort „Trennung im Patchwork“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einfach einen Kommentar hinterlassen.

In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links, auch nicht in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: Scott Webb, stocksnap

5 Kommentare
  1. FrageFrage
    FrageFrage sagte:

    Liebe Susanne, gern würde ich die Kommentare zu diesem Artikel lesen und wissen, was bei dir dabei rausgekommen ist, weil ich in einer ganz ähnlichen Situation bin. Leider kann ich die Kommentare aber nicht lesen. Woran liegt das? Hast du Rat/Erfahrungen für mich?

    Antworten
  2. Kira
    Kira sagte:

    Hallo Fee, dein Eintrag ist schon lange her. Wie geht es dir/euch wohl heute?

    Du schreibst, dass du bei deiner Suche nach einer Lösung auf keine Antworten gestoßen bist. So geht es mir genau jetzt. Ich stehe nach sechs gemeinsamen Jahren vor den Scherben der Beziehung, die eigentlich vor noch 2,5 Jahren so vielversprechend war. Es ist für mich unfassbar. Aber selbst zu verkraften, auch wenn ich mir im innersten so sehr eine Familie zu dritt wünschte. Mich umtreibt der Gedanke, wie ich meinen Sohn jetzt einigermaßen heil herausbringe. Und ich finde keine befriedigende Antwort und keine beruhigende. Er hat so viel mitmachen müssen, sein Vater starb vor vier Jahren, er musste bisher zweimal umziehen, die Schule wechseln, hat Verhaltensstörungen und Syndrome. Und! er hängt an meinem Partner sehr. Ich habe wirklich gekämpft, habe sehr viel zurück gesteckt für den Partner und natürlich mein Kind, aber jetzt geht es nicht mehr weiter, ohne dass ich mich ganz aufgeben würde. Der Satz von Jasmina hat mir da sehr geholfen: „Wir sind Mütter, wir geben vieles auf für unsere Kinder, aber an Einem müssen wir, unserer Kinder zuliebe immer festhalten, an uns selbst.“

    Herzlichst Kira

    Antworten
  3. Susanne Petermann
    Susanne Petermann sagte:

    per Mail:
    Hallo liebe Fee,
    Hallo liebe Susanne,

    mein „Patchwork“ kam anders zustande als deiner, Fee, aber unterm Strich war es Patchwork.
    Eine, damals 2 Jahre alte Tochter, ohne jeglichen Kontakt zum leiblichen Vater (dieser wollte keinen Kontakt mehr nach der Trennung) und ein neuer Partner ohne eigene Kinder der meine Tochter angenommen hat wie sein eigenes Kind.
    Nach 2 Jahren stellte sich Nachwuchs ein, ein kleiner Bruder für die Schwester, ein Sohn der unsere Familie komplett gemacht hat.
    Auch hier gab es keinerlei Unterschiede, mein Partner kümmerte sich um beide Kinder gleichermaßen, bevorzugte Keines.

    Aber wir lebten uns gänzlichst auseinander, sein Beruf in Dauernachtschicht (anders als aus Firmen bekannt arbeite er 14 Tage am Stück durch, auch an den Wochenenden) und meiner im Büro dazu ein Nebenjob nachmittags taten ihr übriges zu den alltäglichen Problemen und wir stellten irgendwann fest, wir sind keine Familie mehr, nurnoch eine WG, aber der Kinder wegen blieben wir zusammen. Meine Tochter vergötterte ihren Papa, sagte auch Papa zu ihm, aus freien Stücken, es ergab sich irgendwann und alle fühlten sich damit wohl, damals.
    Mein Partner lebte an seinen freien Tagen all das aus was sonst nicht ging, traff sich mit Freunden, war Abends oft weg und ich war mehr und mehr mit den Kindern allein, versuchte anfangs noch alles aufzufangen, ihm den Rücken zu stärken, Verständnis aufzubringen. fast 3 Jahre lang.

    Dann hatte ich einen Autounfall, morgens früh um 7:30 auf dem Weg zu beiden KiTas mit beiden Kindern im Auto, in einer 30 Zone hat jemand an einer unübersichtlichen Stelle überholt und ist mir mit fast 75km/h ungebremst frontal ins Auto geknallt.
    Ich war eingeklemmt, konnte nicht raus, hinten meine 2 panisch schreienden Kinder. Bewohner schlugen die Heckscheibe ein, holten meine Kinder aus dem Auto, beide Gott sei Dank unverletzt, ich musste auf die Feuerwehr warten.
    Mein Lebensgefährte wurde angerufen, quasi im Sekundentakt, er ging nicht ans Telefon, nicht ans Handy, erst der Polizei öffnete er die Tür, hörte sich an was passiert war, fragte zuerst wer Schuld an dem Unfall hatte, danach wie es den Kindern geht und wo diese sind und danach nach mir (das weiss ich durch seine Eltern die mit der Polizei bei uns angekommen waren) und schloss dann die Tür mit den Worten das er schlafen müsse weil er Nachtschicht hat.
    Ich habe den Unfall allein durchgestanden, habe mich noch am Unfallort um einen Abschleppwagen gekümmert, dafür gesorgt das meine Kinder und ich im gleichen Krankenwagen fahren durften (die Zwei sollten in eine Kinderklinik 70km weit weg gebracht werden, ich ins örtliche Krankenhaus).
    Gott sei Dank war niemandem von uns schlimmeres passiert, wir durften alle zusammen am gleichen Tag noch das Krankenhaus verlassen, die Kinder hatten einen riesigen Schrecken und Gurtmarker, ich einige ausgerengte Wirbel, viele Prellungen und ein Schleudertrauma von dem ich noch 10 Monate lang etwas hatte.
    Ich habe die Versicherung kontaktiert und mich um einen Leihwagen gekümmert, habe mit der Werkstatt gesprochen und einen Gutachter angefordert für unser Auto, habe Polizeiberichte angefordert um direkt nachweisen zu können das mich keine Schuld traf.
    Der Leihwagen wurde um 18Uhr gebracht, der Mann der den Wagen brachte sass aber nun bei uns im Ort fest umd kam nicht mehr weg, also habe ich ihn noch knappe 100km weit gefahren damit er nach Hause kommt und war rechtzeitig wieder zurück um meinem Lebensgefährten Essen zu machen als er aufstand und danach zum Dienst ging.

    Am nächsten Morgen war ich auf Wohnungssuche, 3 Wochen später war ich ausgezogen.
    Meine Tochter hat mich gehasst dafür, sagt aber selbst das sie deutlich spürt (und man es auch sieht), das es mir viel besser geht allein ohne Papa, also vorher mit Papa zusammen.
    Sie vermisst ihren Papa, auch 3 Jahre nach der Trennung noch (auch er will keinen Kontakt mehr zu ihr haben), weiss aber mittlerweile sehr zu schätzen das ich ausgeglichen bin, ruhig, zufrieden und einfach ich selbst.
    Sie versteht das es passieren kann das man sich zwar gern hat aber trotzdem nicht mehr zusammen leben kann und es manchmal besser ist sich zu trennen selbst wenn es weh tut.

    Ich habe bewusst die Geschichte mit dem Unfall so genau geschildert, einfach weil sie und nur sie, der Auslöser dafür war mich aus der Beziehung zu lösen, der Kinder wegen wäre ich geblieben, wahrscheinlich bis heute.

    Wir sind Mütter, wir geben vieles auf für unsere Kinder, aber an Einem müssen wir, unserer Kinder zuliebe immer festhalten, an uns selbst.
    Das ist das was ich daraus gelernt habe.

    Falls Du Fragen hast kannst Du Dich gern melden.

    Liebe Grüsse
    Jasmina

    Antworten
  4. EU
    EU sagte:

    Den Kindern zuliebe zusammenbleiben geht eigentlich immer schief, egal ob die Kinder gemeinsam sind oder andere Elternteile haben. Ich würde den Abstand vergrössern, aber nicht den Kontakt der Kinder: Ausziehen, aber nicht weit weg sondern in die grösstmögliche Nähe, für die Kinder ein offenes Haus beibehalten, die Tochter ermuntern weiter bei der Stieffamilie aufzutauchen.

    Bei der Schilderung der anregenden Fernbeziehung zum Kreativen, die dann im Doppelbett an Regeln, Geld und Körperpflege zerbröselt musste ich lächeln, auch wenn der Inhalt natürlich nicht erfreulich ist. Vielleicht tröstet es dich, dass das oft vorkommt und du in die ganz typische Falle von Distanz- und Nähebezeihungen geraten bist. Leute wie dein Noch-Partner sind oft sehr anziehend, solange der Abstand noch grösser ist. Von da her kann es dein Verhältnis zu ihm auch wieder verbessern, wenn du wieder in einer eigenen Wohnung wohnst.

    Antworten

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