Der Tod meiner Stieftochter

Ich suche nach Hilfe zur Trauerbewältigung. Die Tochter meines Mannes ist letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen, im Alter von erst 23 Jahren. Der Tod meiner Stieftochter geht mir überaus nahe. Auch wenn ich „nur“ die Stiefmutter war, hatten wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Ich trauere sehr um diese Tochter, aber meine Trauer  irritiert einige Menschen auch. Sie wissen nicht, wie man mit der Trauer einer Stiefmutter umgehen soll. Vielleicht gibt es hier Frauen, die ähnliches erlebt haben.

Ich liebe meine Stieftöchter sehr

Mich hat die „Liebeserklärung an meine Stiefmutter“ im Dezember letzten Jahres tief bewegt. Sonst wird immer so viel Schlechtes über die Beziehung Stiefeltern-Siefkinder geschrieben. Schön, dass es eben auch Positives zu lesen gibt.  Ich bin immer gut mit meinen beiden Stieftöchtern ausgekommen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum der Tod meiner Stieftochter mir jetzt so nahe geht.

Mein Mann und ich sind seit 17 Jahren zusammen und seit 13 Jahren verheiratet. Er brachte 2 Töchter (damals 7 und 2 Jahre alt) und ich 2 Söhne (damals 9 und 2 Jahre alt) mit in die Beziehung. Wir wollten immer den Kindern bewusst machen, dass der jeweilige andere Elternteil nicht verdrängt wird, d.h. dass der neue Partner nicht den leiblichen anderen Elternteil ersetzt. Dies haben wir dadurch verdeutlicht, dass die Mädchen meines Mannes mich und meine Söhne meinen Mann beim Vornamen nannten und nicht „Mutti“ oder „Papa“ sagen mussten. Sehr zum Unverständnis meiner Schwiegermutter übrigens.

Natürlich hatten wir auch schwierige Zeiten, besonders in der Pubertät der Kinder. Aber man muss sich als Paar bewußt sein, das geht auch wieder vorüber.

Der Tod meiner Stieftochter

Die ältere Tochter ist letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie war erst 23 Jahre alt. Auch wenn ich „nur“ die Stiefmutter war, hatten wir ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Auch zur jüngeren Tochter meines Mannes habe ich ein sehr gutes Verhältnis; ich möchte sagen, es ist sogar noch inniger, als das zur älteren war.  Wir beide haben auch schon darüber gesprochen und sie meinte, es liege wahrscheinlich daran, dass sie damals erst 2 Jahre alt war als ich in ihr Leben trat und sie sich somit keine andere Familienkonstellation vorstellen kann. Sie kennt es eben nicht anders. Dies bestätigte mir auch mein jüngerer Sohn.

Nun sind alle erwachsen. Wir sehen uns als Familie. So seltsam es klingt, der Tod meiner Stieftochter, der ältesten Tochter meines Mannes, hat uns alle noch mehr zusammengeschweißt – einschließlich der leiblichen Mutter.

Die Trauer der Stiefmutter

Nach dem Tod meiner Stieftochter erfuhr ich viel Anteilnahme, auch wenn ich eben nicht die leibliche Mutter bin und dafür bin ich sehr dankbar. Trotzdem wissen viele nicht damit umzugehen und meinen, es sei ja trotzdem etwas anderes, als wenn dem leiblichen Kind etwas passiert. Daher könne eine Stiefmutter doch auch nicht wirklich Trauer fühlen. Das tut sehr weh, aber vielleicht liegt es ja daran, dass der Status der „Stiefmutter“ immer noch so negativ behaftet ist.

Ich durfte 16 Jahre ihres viel zu kurzen Lebens miterleben und sie waren schön. Ich bin dankbar, dass sie mich so akzeptiert und angenommen hatte. Gerne würde ich Kontakt zu anderen Stiefmüttern aufnehmen, die auch ein Stiefkind verloren haben.

Marita


Vom 8. bis 10. Juli 2016 findet der erste PatchWorkshop für zweite Familien, Stiefmütter und Trennungsväter statt. Gastgeber sind Christine Tietz und ich. Wir bieten: Konkrete Hilfestellung in Form eines Wochenendseminars mit Familienaufstellungen, Vorträgen und Einzelgesprächen. Mehr über den PatchWorkshop, die Inhalte und die Kosten erfahrt Ihr hier. Wir freuen uns auf Euch!


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In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links, auch nicht in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: Stocksnap, Müllermarc

4 Kommentare
  1. Susanne Petermann
    Susanne Petermann sagte:

    Par Mail:
    Liebe Marita,
    mein kleiner Bruder ist mit 22 Jahren als Beifahrer im Auto ums Leben gekommen. Ja – es gibt nichts Schlimmeres im Leben, als dass die Eltern ihre eigenen Kinder zu Grabe tragen. Es ist nun 19 Jahre her und meine Eltern leiden immer noch täglich. Wenn eines meiner Stiefkinder so „gehen müßte“ würde ich mit Sicherheit diese „Hölle“ ein weiteres Mal durchschreiten müssen. Dessen bin ich mir sicher. Menschen, die eine niedrige Empathie empfinden, können trauernde Menschen nicht verstehen. Mir hat jemand nach einem Jahr gesagt, “ wie? Sie trauern immer noch? Aber das war doch NUR ihr Bruder“…. Da brach etwas in mir los, das ich nicht beschreiben und in Worte fassen kann….
    Liebe Marita, ich kann dir nur eine professionelle Trauerbegleitung empfehlen / Selbsthilfegruppe. Dank des Internets ist da heute Einiges an Unterstützung zu finden.
    Fühle Dich gedrückt und lebe Deine persönliche Trauer, wie Du es für Dich brauchst. Mein kleiner Bruder war mein bester Freund. Er wird mir immer fehlen. Bei Deiner Stieftochter wird es sicher ähnlich sein, egal was manche Menschen Dir sagen. Lass‘ es zu, so wie Du es für Dich brauchst.
    Ich nehme Dich in den Arm und fühle mit Dir….. und schicke Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit – wo immer Du auch bist……. Josi

    Antworten
  2. Jana
    Jana sagte:

    Liebe Marita,

    Von Herzen – mein Beileid. Das Thema Trauer macht vielen Menschen Angst. Sie sind unsicher im Umgang mit der eigenen Trauer – wie dann mit Menschen umgehen die trauern? Mit Menschen, die ein anderes Bild meiner eigenen Welt leben? Diese Unsicherheit zeigt sich dann in ihren Reaktionen, die in so einer Situation unverständlich wirken. Es ist dann ein Versuch, dem ganzen entgegenzuwirken – ohne mit sich selber in Kontakt zu kommen.

    Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die gemeinsame Zukunft.

    Mit lieben Gruß
    Jana

    Antworten
  3. June
    June sagte:

    Liebe Marita,

    Mein herzliches Beileid! Es ist immer furchtbar, wenn ein geliebter Mensch stirbt, und ganz besonders, wenn es ein Kind ist. Kinder sind stets die, die nach uns kommen. Sie sollten demnach auch nach uns gehen. Das Unverständnis und die Unkenntnis deines Umfeldes, derer, die deine Trauer in Abrede stellen, darfst du dir nicht zu Herzen nehmen. Es sind dieselbe Art Mensch, die die Köpfe schütteln, wenn Eltern den Schmerz über den Verlust eines ungeborenen Kindes nicht verwinden. Es sind dieselbe Art Mensch, die nicht verstehen, dass ein Expartner trotz glücklicher Neu-Ehe in Trauer und Schmerz aufgelöst ist, wenn sein Ex-Gegenstück unvermittelt stirbt. Diesen Menschen fehlt Einfühlungsvermögen, um zu verstehen, dass die Liebe keine Grenzen kennt und weder vor Ungeborenen, noch Verlassenen, noch Anvertrauten halt macht. Es gibt ein englisches Sprichwort, das mir viel Kraft gegeben hat. Auch in meiner Familie hat es einige traurige, tragische Verluste gegeben. Es heißt „Grief is the price we pay for love“.
    Mich hat das stets ein wenig getröstet. Ich war überrascht von der Heftigkeit des Schmerzes, bis dieser Spruch mir zeigte, dass er ein Spiegel der Stärke meiner Liebe war.
    Ärgere dich nicht über die, die solch grenzenlose Liebe nicht kennen. Am Ende sind sie zu bemitleiden, da ihre Liebe in den Schranken ihres Unvermögens gefangen bleibt. Nimm jeden unpassenden oder unangebrachten Kommentar als Zeichen dafür, dass du mit deinen Gefühlen richtig liegst. Würden diese Menschen deine Reaktionen nachvollziehen können, bedeutete das doch nur, dass du keine Trauer empfändest.
    Dein Schmerz ist, was er ist. Er ist die Liebe zu DEINER Tochter (nicht wahr?) , die in ihrer ungewöhnlichen Form einzigartig, grenzenlos und innig war! Auch, wenn es dich überrascht: Der Schmerz lügt nicht.
    Trauere um dein verlorenes Kind – und halte dich an deinen 3 anderen Kindern fest.

    Von Herzen,
    June

    Antworten

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