Du bist nicht allein

Du bist nicht allein Stiefmutterblog

Jana Ludolf ist Patchworkcoach und bietet in ihrer Praxis in Bad Blankenburg Beziehungsberatung, Paar- und Eheberatung, Familien- und Erziehungsberatung zu den Themen: Trennung, Scheidung, Patchworkfamilie, Gewaltfreie Kommunikation und Konfliktklärung an. Für den Stiefmutterblog schrieb sie über Gewaltfreie Kommunikation und wie sie Trennungseltern helfen kann. Du bist nicht allein.

Die Familienflüsterin

Betrete ich den Raum im Kindergarten meiner Tochter, dann kann es passieren, dass die Erzieherin mich mit verheißungsvollen Augen anschaut. Nicht auf die Art, als müsse sie ein Geheimnis mit mir teilen. Eher auf die Weise „darf ich sie mal was fragen?“ Meistens beziehen sich diese Fragen auf das Thema meiner Arbeit. Ich bin Familiencoach spezialisiert auf die Patchworkfamilie. Sobald meine Mitmenschen von meiner Tätigkeit wissen, fragen sie mich im Vorbeigehen nach Lösungen. Die Themen sind so individuell wie die jeweiligen Familien selbst. Jede Patchworkfamilie ist anders zusammengesetzt und somit ein Unikat. In meinen Augen ist das wunderbar. In den Augen der Beteiligten oft anstrengend.Jana Ludolf

Ich lebe das, wovon ich predige

Dass Familie nicht immer eitler Sonnenschein ist, wissen wir alle. Und dabei spielt es keine Rolle, ob wir in einer reinen Ursprungsfamilie oder in einer Patchworkfamilie leben. In allen Modellen wollen verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden. Jeder möchte gehört und gesehen werden. Jeder möchte wichtig sein.

Ich lebe das Patchworkmodell seit 9 Jahren. Mittlerweile läuft das alles sehr entspannt, was am Anfang nicht der Fall war. Da wurden Absprachen nicht eingehalten. Das Kind früher geholt und später gebracht. Ausflüge, die ich nicht für altersgerecht empfand, einfach ohne mein Wissen durchgeführt. Wie in meiner Abwesenheit in Gegenwart meines Kindes von mir gesprochen wurde, dass weiß ich nicht wirklich – ich habe nur den Hauch einer Ahnung. Abzulesen in den Augen meines Kindes, wenn es wieder nach Hause kam. Und jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, nun kehrt Ruhe ein – Bähm, war alles anders.

Das größte Thema: Die Kommunikation

Alles anders. Von jetzt auf gleich. Und dann noch darüber reden? Mit ihm/ ihr? No go!!! Das höre ich oft in meiner Praxis. Und würde ich nicht selber so gedacht haben, damals – ich würde denken, vor mir sitzt ein kleines eingeschnapptes Kind.

Kommt es zur Trennung und es gibt keine gemeinsamen Kinder, dann können sich die Ex-Partner gepflegt aus dem Weg gehen. Sind Kinder involviert, dann klappt das nicht. So sehr sich auch bemüht wird, den Kontakt abzubrechen, es wird nicht funktionieren. Es müssen Absprachen getroffen werden. Entscheidungen, die das Kind betreffen, bestimmt werden. Und zum Wohle des Kindes muss darüber geredet werden. Mit allen Beteiligten. Und auch wenn ich dann höre: ‚Mit ihm/ ihr kann man nicht reden. Das hat noch nie geklappt.’ ist es jetzt an der Zeit, genau DAS zu ändern. Kommunikation ist eine Verbindung zum Anderen. Eine Gute oder einer weniger Gute. Die Entscheidung liegt immer bei uns.

Du bist nicht allein – auch nicht in deiner Kommunikation

Mit Hilfe von Mediation oder der gewaltfreien Kommunikation können Themen konstruktiv besprochen werden. Ich erlebe in diesen Momenten oft ein AHA-Effekt bei den Beteiligten. Sei es, weil sie von der Paarebene in die Elternebene wechseln können. Somit sind alte Verletzungen in diesem Augenblick zweitrangig, weil das Wohl des Kindes im Mittelpunkt steht. Sei es, weil in diesem geschützten Rahmen endlich das gesagt werden kann, was schon längst überfällig war. Sei es, dass sich eine Partei erst jetzt verstanden fühlt und jegliche verbalen Waffen zur Seite legen kann.

Du bist nicht allein. Kommunikation ist wichtig. So wie wir nicht nicht kommunizieren können, so können wir uns nicht nicht verhalten. Alles was wir tun oder sagen oder unterlassen hat eine Wirkung. Welche Wirkung – das liegt am Ende ganz bei dir.

Meine 3 Kommunikationsimpulse für Dich

  1. Sei klar in deiner Botschaft

Je bewusster du mit dir und deinen Werten/ Bedürfnissen bist, desto klarer kannst du deine Botschaft senden. Desto präziser kannst du das, was dich bewegt, ausdrücken. Eine klare Botschaft führt zu einer klaren Verständigung. Du kannst zeitnah erfahren, ob dein Gegenüber dich konkret verstanden hat oder ob sich Missverständnisse anbahnen. Je klarer du mit dir bist, desto klarer kann dein Gegenüber mit dir sein.

  1. Unterlasse Interpretationen oder Bewertungen

Lebensentfremdende Kommunikationsarten verhindern ein wertschätzendes Miteinander. Dazu gehören: Bewertungen, Interpretationen, moralische Urteile und Beurteilungen. Leben wir diese Art der Kommunikation, dann verbauen wir uns die Chance, auf den Anderen wertfrei zuzugehen. Uns seine Geschichte anzuhören. Zu erfahren, wie es ihm / ihr ergangen ist. Wir sind mit Vorurteilen voll. Somit bleibt kein Platz für neue Erfahrungen.

Meine Idee: Wenn du lebensentfremdende Kommunikationsarten bei dir wahrnimmst, dann mache sie dir bewusst. Sei dir klar, dass das gerade in dir lebendig ist. Dann nutze dieses Bewusstsein, um deiner Kommunikation eine neue Richtung zu geben. Nur du bist für deine Art des Miteinanders verantwortlich.

  1. Übe dich im Perspektivenwechsel

Auch wenn es schwer fällt, weil da viele Verletzungen sind, böse Worte gesagt oder unschöne Dinge getan wurden: übe dich im Perspektivenwechsel. Damit meine ich nicht, dass du ab sofort alle lieb haben musst. Oder alles gut finden sollst, was dein Gegenüber macht. Nein. Es bedeutet, dass dein Gegenüber so reagiert, weil derzeit keine andere Möglichkeit auf dem Plan steht. Weil gerade keine andere Idee zur Umsetzung seiner Interessen bekannt ist. Weil es gerade das Beste ist, was er/ sie in diesem Augenblick tun kann.

Wären mehr Informationen zur Hand oder neue Strategien zur Bedürfniserfüllung – glaub mir, der Weg wäre ein anderer. Mit einem Perspektivenwechsel versuchst du, die Situation von der anderen Seite zu betrachten. Das Wahrzunehmen, was der andere wahrnimmt. Auf diesem Weg hast du die Chance deine Familie im Sein zu unterstützen. Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und Erleben. Für kleine Hilfestellungen in der Umsetzung kannst du dich jederzeit an mich wenden. Du bist nicht allein. Sowohl per Email als auch persönlich bin ich als Unterstützung für dich da.  Das Miteinander darf leicht sein und Kommunikation auch!

Sonnige Grüße, Jana


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In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links, auch nicht in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: David Marcu, Stocksnap

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