Das Bild der Stiefmutter in der Öffentlichkeit
Großes Kino! Gestern habe ich bei unserer lokalen Volkshochschule angerufen und gefragt, an wen ich mich wenden muss, wenn ich ein Seminar zum Thema „Stiefmutter“ anbieten möchte. Antwort: „Wenden Sie sich an Herrn XY. Der ist für alles was den Garten betrifft zuständig…“.
Ein kurzer Moment der Sprachlosigkeit, dann musste ich lachen. Das Bild der Stiefmutter in der Öffentlichkeit hat mit der Realität in der sie lebt meist nicht viel zu tun. Mal abgesehen vom Stiefmütterchen – wie sieht die öffentliche Wahrnehmung eigentlich aus?
Unser Bild von Stiefmüttern teilt sich in zwei komplett unterschiedliche Hälften. Der ersten Version begegnen wir im Fernsehen und im Kino. Diese Stiefmutter ist fröhlich, patent, mit dem Herz am rechten Fleck. Selbst wenn sie zuerst noch Startschwierigkeiten hat, immerhin kam sie wie die Jungfrau Maria zum Kind, nach spätestens neunzig Filmminuten ist sie mit ihrem Beutekind ein Herz und eine Seele. Diese „Super-Stiemus“ sind total smart, arbeiten Vollzeit, schmeißen den Haushalt und sind am Wochenende abwechselnd eine verständnisvolle, liebevoll-patente Vizemutter für die Kinder oder eine verführerische Geliebte für den Vater. Spätestens wenn wir aus dem Kino gehen, wissen wir: Stiefmutter sein ist sexy– und es ist total easy.
Mal ehrlich, außer Michelle Pfeiffer in „Tage wie Dieser“ schafft das keine Frau – und die auch nur, weil George Clooney an ihrer Seite ist.
Entspricht die Vizemutter also keinem Hollywoodideal wird automatisch die andere, die gefürchtete Version der Brüder Grimm im Hinterkopf aktiviert. Dort gelten Stiefmütter als hinterhältig, anmaßend und egoistisch. Hexen, die den armen Kindern nicht die Butter auf dem Brot gönnen. Außerdem haben sie immer eine kleine Portion Gift im Vorratsschrank, um die kleinen Widersacher zu eliminieren.
Mit dem echten Leben haben beide Bilder meist wenig zu tun. Stiefmütter sind weder Super-Heldinnen mit Herz noch sind sie von Natur aus böse. Sie sind schlichtweg normale Frauen. Das Einzige, was sie von Nicht-Stiefmüttern unterscheidet, ist, dass sie sich in einen Mann verliebt haben, der bereits Vater ist. Mehr nicht.
Stiefmutter-Sein ist genauso wenig leicht, wie es Mutter-oder Vater-Sein ist. Es gibt kein Patentrezept. Es gibt auch keine geheimen Tricks, wie es den Frauen oft vorgegaukelt wird. „In 10 Schritten ganz easy zur Super-Stiefmutter“ verdrängt die Wirklichkeit genauso, wie Filme oder Märchenbücher.
Mütter haben Probleme, Stiefmütter haben Probleme. EInen großen Unterschied gibt es aber. Googeln Sie doch nur mal zum Spaß: „Hilfe für Mütter“ und „Hilfe für Stiefmütter“. Für Mütter erhält man 9.700.000 für Stiefmütter nur 287.000 Ergebnisse. Daran sollte sich 2015 etwas ändern.
Wie immer gilt: Ich freue mich auf Input und es darf gerne geteilt oder geliked werden.
P.S. Falls Sie sich für ein Stiefmutterseminar in Ihrer Umgebung interessieren, können Sie mich unter medienturm@me.com gerne anschreiben.
P.P.S. Wenn Sie Stiefmütterchen googeln bekommen Sie immerhin noch 429.000 Ergebnisse.
Ich bin aus Japan aber lebt im Moment in Hong Kong. Mein Mann hat eine 14 jährige Tochter…. Eine Stiefmutter zu sein ist nie einfach aber niemand versteht:( ich denke, dass die Situation in Japan oder in Hong Kong ist das gleiche…
Ist die Situation bei Euch denn ähnlich wie die, die ich aus deutschenPatchworkfamilien beschreibe? Liebe Grüße, Susanne
P.S. wo lernt man in Japan den so gut deutsch?
Danke, Susanne! Ja, so denke ich…japanische Stiefmütter haben ähnliche Probleme. Aber die meiste Stiefmütter, die ich im Internet kennengelernt habe, (ich habe ein Blog auch und die Online-Gruppe für Stiefmütter) leben mit ihrer Stiefkindern zusammen und die SK besuchen ihre leibliche Mutter einmal im Monat oder weniger (oder nie). Der großeste Untershied ist vielleicht, dass es in Japan kein gemeinsames Sorgerecht gibt. Wenn der Vater das Sorgerecht bekommen hast, leben die Kinder normalerweise immer mit ihm. Solche Stiefmütter haben viele Probleme mit ihrer Stiefkindern oder sogar ihrem Mann wegen der SK.
Obwohl die Scheidungsrate in Japan heute ziemlich hoch ist und deswegen immer mehr Leute wieder heiraten, gibt es leider sehr wenige Unterstützung für Patchworkfamilien. Dieses Jahr werde ich eine NPO für die Stieffamilien helfen, die meine Freundin gegründet hat. Dafür brauche ich die Information vom Ausland auch;)
P.S. Ich habe an der Uni Germanistik studiert…aber das ist schon laaaaaaange her! Ich habe leider sehr viel vergessen… Ich hoffe, dass du mein eingerostetes Deutsch verstehen kann:)
Dein Deutsch ist hervorragend. Alle Achtung!. Wenn du einen Stiefmutter Blog in Japan hast, hättest du vielleicht Interesse daran, einen Gastbeitrag für diesen Blog hier zu schreiben? Mein Japanisch ist ja leider sehr schlecht, um nicht zu sagen ich spreche kein japanisch, daher kann ich deinen Blog mit Sicherheit nicht lesen. Ich finde es sehr interessant, wie sich die Situation in einem so fernen Land für Stiefmütter Väter und Kinder darstellt.
Ja, es wäre schön!! Aber leider können die meiste Artikeln von meinem Blog nur nach der Registrierung gelesen werden…. Hier ist einer der Artikeln, die man ohne Registrierung lesen kann:
https://ameblo.jp/mymismr/entry-11957818407.html
übrigens, unten ist die Website von der NPO in Japan, die Stieffamilie und Alleinerziehende unterstützt:
http://m-step.org (auch auf Japanisch)
Ich freue mich so sehr, deinen Blog und die Gruppe auf FB zu finden!!
Vielen Dank;)
Dank für den link, leider verstehe ich nur Bahnhof. Wie gesagt, ich spreche kein Japanisch und kann es auch nicht lesen. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir einen Bericht schreiben könntest, wie es für Stiefmütter in Japan aussieht. Im Gegenzug könnte ich Dir etwas für Deinen Blog schreiben, Du müsstest es dann allerdings übersetzen…Liebe Grüße, Susanne
Das würde ich gerne machen:) Vielleicht muss ich manchmal auf Englisch schreiben, weil mein Deutsch nicht genug ist….Please unterstand… Danke! Liebe Grüsse aus Hong Kong, Mayumi
Kein Problem. Englisch verstehe ich sehr gut. Danke!
Eigentlich waren es ursprünglich gar nicht die bösen stiefmütter sondern die richtigen Mütter. Nur im Märchen von hänsel und gretel sind die Eltern die „bösen“