Wenn Kinder nicht zum Vater wollen
„Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist es, von denen zu lernen, die es geschafft haben, von denen, die erfolgreich sind. Wie man Kinder bewegt, zum anderen Elternteil zu gehen, wissen Väter am besten. Sie praktizieren es alle zwei Wochen, manche öfter, manche seltener“. Hartmut Wolters vom Väteraufbruch Köln hat eine großartige Initiative ins Leben gerufen. Er möchte einen Ratgeber herausbringen, was Mütter tun können, wenn ihre Kinder nicht zum Vater wollen. Ich würde mich freuen, wenn viele Väter – und Mütter – ihn unterstützen. Hier seine Idee:
„Bei uns in Köln hat man ja vor allem matschige Straßen vor Augen, wenn man an Schnee denkt, und kilometerlange Autoschlangen, die sich durch die Stadt quälen. Da wird es auch mitunter zur Tortur, die Kinder zum Papawochenende abzuholen. Wobei das Abholen ja noch geht, die neue Lebensgefährtin hat Verständnis, wenn man eine Stunde später ankommt und die Kinder haben auch meist viel Geduld und immer neue Ideen, wie sie sich die Zeit im Auto kurzweilig gestalten können.
Problematisch wird die Rückfahrt am Sonntag, wenn man eine Ex-Frau hat, wie die meisten Papas aus unserem Verein. Da werden einem mitunter Vorwürfe gemacht, wenn man eine halbe Stunde zu spät kommt, als ob man selber für den Schnee gesorgt und absichtlich die Strecke ausgesucht hätte, auf der man am längsten im Stau steht. Sind die Kinder schon älter, kann es sogar passieren, dass sie selber den Druck auf ihren Papa ausüben, den sie von der Mutter gelernt haben.
Die selben Kinder, die am Freitag noch entspannt im Stau standen und herumalberten, sind plötzlich angespannt, genervt und schimpfen mit dem Papa – obwohl der ja nun wirklich nichts dafür kann, dass er derjenige ist, der sich immer wieder in den Stau stellen muss. Soll doch die Mutter mal die Tour am Sonntag übernehmen. Das wäre wenigstens fair und gerecht. Dennoch schaffen es die meisten Väter, ihre Kinder pünktlich zuhause, also bei Mama, abzuliefern. Sonntags gibt es auch nie das Problem, dass die Kinder nicht wollen. Sonntags müssen sie – ob sie wollen oder nicht.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist es, von denen zu lernen, die es geschafft haben, von denen, die erfolgreich sind. Wie man Kinder bewegt, zum anderen Elternteil zu gehen, wissen Väter am besten. Sie praktizieren es alle zwei Wochen, manche öfter, manche seltener. Wenn also die Mutter auf dem Standpunkt steht, man könne das Kind ja nicht zwingen, zum Papa zu gehen, geht das, völlig zu Recht, so manch einem Papa über die Hutschnur. Und dann kommen die Sozialarbeiter vom Jugendamt und blasen in das gleiche Horn.
„Das Kind will nicht, das kann man nicht so einfach ignorieren“, wurde kürzlich einem Vater mitgeteilt, der seit über zehn Jahren den Umgang mit seinen Kindern wahrnimmt und schon viele Situationen erlebt hat, wo die Kinder nicht zurück zur Mama wollten. Es gibt unendlich viele Befürchtungen von Kindern, warum sie nicht zur Mama wollen und ebenso viele Ideen gibt es von Papas, das Kind dennoch zu motivieren, in das Auto einzusteigen und bei Mama vor dem Haus auszusteigen. In der Hinsicht sind wir die Fachkräfte. Wir wissen ganz genau, wie man ein Kind motiviert, zum anderen Elternteil zu wechseln.
Dieser wertvolle Erfahrungsschatz wird aber nicht genutzt. Es gibt keinen konstruktiven Ratgeber für Mütter, was sie tun kann, wenn das Kind nicht zum Papa will. Der einzige Rat ist: Wenden Sie sich an das Jugendamt. Dieses stellt aber dann fest, dass man das Kind nicht zwingen kann und tritt den Teufelskreis los. Das Kind in seiner naiv-kognitiven Wahrnehmung, die zudem noch hoch emotional geprägt ist, lernt, dass es in seinen Ängsten ernst genommen wird, wenn es nicht zum Papa will. Möchte es dagegen nicht zur Mama, werden diese Ängste ignoriert. Es lernt also, dass es mehr Sinn macht Angst vor dem Papa zu haben als vor der Mama, weil es nur in der mutmaßlichen Angst vor dem Papa auch wahrgenommen wird. So wird an dem Kind herumlaboriert und -therapiert, das Kind bekommt Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Lasst uns diesen Teufelskreis durchbrechen. Schildert mir doch mal, wie ihr es schafft, das Kind, das nicht zur Mama will, umzustimmen. Dabei dürft ihr ruhig ausführlich schreiben und Situationen ausführlich erklären. Daraus können wir dann eine Infobroschüre für die Jugendämter machen, damit diese wissen, was sie den Müttern sagen können, wenn das Kind mal nicht zum Papa will. Einen guten Vorschlag habe ich schon vorweg. Ich habe meinen Kindern immer gesagt, ich komme in einer viertel Stunde wieder, vielleicht habt ihr dann zu ende gespielt und seid bereit für das Papawochenende. So einfach lassen sich manchmal Konflikte lösen.
Ich bin gespannt auf eure Erlebnisse und Erfahrungen.
Hartmut Wolters, Vorstandsvorsitzender
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Was nützen denn alle Überredungskünste vonseiten der Mutter, wenn die Kinder partout nicht gehen möchten und keine Überredungskünste und Lockangebote von der anderen Seite kommen? Ich habe dies eine Zeitlang praktiziert. Sie motiviert, gut zugeredet, teilweise gezwungen („du gehst am WE zu deinem Vater, keine Diskussion“), einfach auch aus dem Grund, weil ich als Alleinerziehende nach 14 Tagen fertig war mit den Nerven und Kinder und ich voneinander eine Pause brauchten. Aber als das mit der Zeit immer heftiger wurde, mit Wutausbrüchen, schlechter Laune 3 Tage vor und 3 Tage nach dem Papa WE wurde mir das zuviel. Der Vater möchte, das alles gerichtet wird, die Vorwürfe, wenn die Kinder nicht zu ihm möchten, bekommt IMMER die Mutter ab, die sowieso schon alles alleine stemmen muss (inkl. der emotionalen Tiefs der Kinder). Da kommt zumindest in meinem Fall keine Unterstützung von der väterlichen Seite. Ich überlasse meinen Kindern (7 und 9J.) seit einiger Zeit die Entscheidung, ob sie gehen möchten am WE oder nicht.Seitdem ist emotional für die Kinder mehr Ruhe eingekehrt.
Die Person, bei der die Kinder leben, hat den Löwenanteil zu tragen, inkl. Überredungskünsten, Motivation zur Schule zu gehen, Ärger mit Lehrern, anderen Kindern etc. Wo bleibt da die Hilfe von seiten des WE Papas? Es tut mir sehr leid für alle 14 Tages WE Papas, die sich viel auch unter der Woche einbringen, um dann von ihren Kindern gesagt zu bekommen, „nö, ich hab keine Lust, am WE zu dir zu kommen.“ Aber manchmal hilft eben auch jegliches gutes Zureden der Mutter nicht.
Einer der Stiefsöhne hatte diese Phase, dass er nicht zum Vater wollte… Als Grund schob er vor, dass der Vater ihn ja nicht zum Fußball begleiten würde (er mag keinen Fußball, zudem ist die Ex-Frau dort permanent und er fühlt sich einfach unwohl, wenn all diese Leute da sonst was erzählt kriegen, während er da blöd rum steht).
Der Vater erklärte ihm eindringlich, dass es vom Weg her keinerlei Unterschied macht, ob er von DAHEIM oder von uns aus zum Fußball ginge. Und dann fiel der Satz: „Du, wenn du Querflöte spielen würdest, dann hättest du auch keine Lust drauf, dass ich permanent daneben sitze, wenn du zum üben gehst!“
Diese „Fußballgeschichte“ war maßgeblich nur so „vorgeschoben“ – denn der Sohn hat schlicht und ergreifend keine Lust hier ständig anzutanzen und vielleicht auch mal ein Wort drüber zu hören, dass man evtl. mal eine Sekunde seiner Freizeit eher für die Schule „opfern“ sollte. Da ist Mama einfach angenehmer, die sagt: „Lass das mal – du kannst das halt nicht!“ und damit ist das Thema durch… Der Junge soll nicht lesen! Er kann das eben nicht! (5. Klasse).Das ist natürlich für ihn „angenehmer“ – Hobbys JA – Schule NEIN.
Zunächst hat er sich jetzt drauf eingelassen, den Weg von hier aus zum Fußballplatz bewältigen zu können. Ansonsten hat der Gatte aber klar artikuliert: „Wer nicht kommen WILL, der lässt es bitte auch sein!“ Da hat ja keiner was davon, wenn man jemanden zwingt.
Selten solch empathielose Worte gelesen. Sehr traurig.
Wir hatten es auch schon öfters, dass der Sohn meines Mannes nicht zu Kindesmutter zurück wollte. Allerdings ist er sehr genügsam und wir konnten ihn bisher immer mit „vernünftigen“ Argumenten bewegen. Andersrum gab es das bisher zwei- oder dreimal. Einmal hat mein Mann ihn dann dort gelassen und er wurde uns dann gegen acht Uhr abends vorbeigebracht, weil Mama ja was vor hatte.
Ich glaube, das ist auch ein ganz großer Punkt: will die Mutter den Umgang, dann wird sie auch entsprechend auf das Kind einwirken; will sie nicht, dann wird dem auch eher nachgegeben, wenn das Kind mal sagt es will nicht.
Ja, das stimmt. Ich möchte, dass meine Kinder Umgang mit ihrem Vater haben und auch zu seiner Familie. Ich möchte aber auch, dass meine Stiefkinder den Umgang mit ihrer Mutter haben, aber wenn es dem Wohle des Kindes (Jugendliche) schadet, überreden wir sie nicht dazu.
Ein toller Artikel, zu einem Thema, dass doch immer wieder für Konflikte sorgen kann. Die Idee mit der Broschüre finde ich gut, schließlich hat jede Medaille zwei Seiten.
Ich bin gespannt auf die Antworten die da kommen werden.
Mit sonnigen Grüßen
Jana
Meine beiden Stiefkinder leben bei uns. Die Große (15 J.) möchte mit Recht nicht mehr zu ihrer Mutter alle 3 WEs, weil sie dort emotional fertig gemacht wird und auch eine Kindeswohlgefährdung dar stellen würde, wenn sie weiterhin dort hin geht. Mein Mann hat also Jugendamt und Anwalt auf seine Seite. Er muss sie nicht überreden, das wäre fatal. Das Mädchen ist schon psychisch labil, das muss sie sich durch die Mutter nicht noch weiter ausbauen lassen. Deshalb lebt sie ja bei uns. Aber der Bruder möchte weiterhin zu Mama, der ist auch erst 8 J, und braucht sie noch mehr. Den muss man gar nicht überreden. Die Mutter ist sich nicht im klaren, was sie ihrem Sohn angetan hat, damit, dass sie nur alle 3 Wochen Umgang wollte.
Meine beiden aus erster Ehe möchten auch ab und an nicht zu ihrem Vater. Besonders meine Tochter mault immer rum und trödelt absichtlich rum, wenn es heißt, Papa klingelt gleich. Es bedarf aber wenig Überredungskunst, weil bei Papa gibts dann immer bisschen Geld oder sonst was extra.
Irgendwann werden Kinder zu Jugendliche und spätestens dann dürfen sie mitreden, ob sie tatsächlich nicht mehr zu den anderen Elternteilen wollen. Da ist dann jede Überredungskunst unangebracht und wirkungslos.
Dem kann man nichts mehr hinzufügen. Genauso sehe und erlebe ich es auch mit meinem Mann und meinen Stiefkindern. Ein ewiges trauriges Kapitel.
Lieber Martin.
Ich kann den Wunsch vieler Väter nach einer „7/7“-Regelung gut verstehen!
Ich lebe in einem Land in dem diese Regelung häufig vorkommt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieses Modell gut funktioniert, wenn die Eltern eine gute Zusammenarbeit haben. Dann ist es ein fantastisches Modell und die Kinder profitieren enorm, denn es steht außer Frage, dass Kinder eigentlich den Einfluss beider Eltern benötigen. Sollte es jedoch keine gute Zusammenarbeit geben (wie im Fall meines Mannes und seiner Ex und vieler anderer in unserem Bekanntenkreis), so kann sich das Ganze zu einer Zerreißprobe entwickeln. Die Kinder meines Mannes benötigten jedes Mal 3-4 Tage um wieder „anzukommen“.
Es gab Versuche bei denen die Eltern wöchentlich gewechselt haben. Diese Versuche wurden seitens der Eltern abgebrochen – die haben das ständige Umziehen nicht mehr ausgehalten. Und dabei war das für die Eltern nur ein räumlicher Wechsel. Regeln, Alltagsablauf und Wertvorstellungen hatten sie ja im Gepäck. Das Leben aus dem Koffer ist nicht einfach und ich denke, jede Familie/Elternpaar sollte gründlich überlegen, ob das wirklich die beste Lösung für die Kinder ist. Wer denkt, dass sich Probleme wie Manipulation, Streitigkeiten, Machtgehabe, finanzielle Abzocke etc. automatisch in Luft auflösen oder auch nur weniger werden – wir haben nicht diese Erfahrung gemacht, ganz im Gegenteil.