Brief einer anonymen Stiefmutter
„…und ich mache die Deko“ aus der Sicht einer Freundin
An Lisa
Es fällt mir nicht leicht dir gegenüber passende Worte zu finden da der Hass und die Missgunst, die Eifersucht und alles was du Markus oder mir in Bezug auf uns/mich geschrieben hast zutiefst bitter und verletztend sein sollte, zerstörerisch gemeint war.
Auf das was du im Detail geschrieben hast möchte ich eigentlich nicht näher eingehen, weil es wenig Sinn macht.
Du hast recht, wenn du sagst dass unsere Geschichten in gewisser Form einen Zusammenhang haben, aber wie soll ich zu einem so tief verletzten, um sich schlagenden Menschen wie dir eine Verbindung herstellen?
Deine Bildnachrichten haben mich erschüttert, weil ich deinen Schmerz sehen konnte. Warum du diesen jedoch an mich gerichtet hast kann ich nur bedingt nachvollziehen. IHR versteht euch nicht. Was hat das mit mir zu tun? Es ist für dich natürlich leichter deinen Hass bei einem anderen Menschen abzuladen statt dich selbst zu hinterfragen. Aber frage dich auch an wen du deinen Hass richtest. Wir kennen uns nicht.
Als ich Markus kennengelernt habe war er gebrochen und jedes mal völlig fertig wenn er dich gesehen oder in irgendeiner Form Kontakt hatte. Natürlich hat er mit mir über vieles geredet. Und weisst du wie meine Haltung dazu war? Ich habe deeskalierend zu ihm gesprochen. Ich habe ihm Mut gemacht und ihn für eure Mediationstermine motiviert. Ich habe ihm sehr oft versucht klar zu machen wie sich das ganze wohl für dich anfühlt. Ich habe mich sehr in dich hineinversetzt und ihm gesagt, dass ihr euch eines Tages verstehen werdet und müsst – Lilli zuliebe.
Ihr habt ein gesundes, wundervolles Kind. Ich weiss nicht ob du dir vorstellen kannst wie sich diese Geschichte für mich anfühlt. Ich denke nicht.
Ich habe Markus mit Lilli erlebt und er ist ein sehr liebevoller Vater, der das Wohl seiner Tochter über alles stellt. Also sehr anders als du ihn gerne darstellst.
Als Markus umgezogen ist habe ich ihm mit der Wohnungseinrichtung geholfen. In erster Linie habe ich mich aber um Lillis Spielecke und ihr Versteck gekümmert. Kleidung besorgt, Stuehlchen, Tischchen, Kinderküche, Sternenhimmel, Einkaufsladen, Malsachen, Bücher, Spiele… Die ganze Deko
Nicht um Ihre Gunst zu bekommen, denn sie kannte mich nicht. Nein, ich habe das für sie gemacht, damit sie sich hier wohl fühlt und um Markus zu helfen. Ich habe nie gesehen wie sie sich über etwas freut und das ist ok. Nikolaus, Geburtstag.. all diese Feste habe ich für sie ausgerichtet aber dann nicht daran teilgenommen. An ihrem Geburtstag schon.. Ich kann mir vorstellen wie es dir das Herz schnürt wenn du daran denkst dass Markus, Lilli und ich zusammen Familie spielen. Tun wir aber nicht. Haben wir nie. Ich habe sie vor unserem Treffen am Sonntag 3x kurz gesehen. Sie weiss nicht wer ich bin oder in welchem Verhältnis Markus und ich zueinander stehen. Ich weiss um eure Situation und das letzte was ich möchte, ist Lilli unnötig zu verwirren.
Dennoch sollte auch dir bewusst sein dass ich ein Mensch bin und nicht eine Zumutung oder wie du mich sonst noch genannt hast. Ich denke du kannst froh sein, dass ich Interesse habe. Interesse an eurem Kind und daran dass wir uns alle gut verstehen. Du sagtest in einem deiner Briefe ich solle hinten anstehen. Ich stehe hinten an, in Eurer Planung, in allem… ich kümmere mich im Hintergrund um so vieles für Lilli, damit Markus und sie eine gute Zeit zusammen verbringen können und ich bekomme nichts dafür. Ich erwarte auch nichts. Nur dass du dich wie ein erwachsener Mensch benimmst. Es ist für alle beteiligten schwer. Für jeden auf eine andere Art und Weise.
Als ich sagte ich verstehe deinen Schmerz, meinte ich das ernst und von ganzem Herzen.
Ich kenne Verlust und ich weiss sehr gut wie sich das anfühlt.
Lisa, du kannst nicht erwarten dass die Welt stillsteht und sich alles um dich dreht, du alles kontrollierst und anderen vorschreibst wie es zu laufen hat, wie wer wen nennen soll und wer mit wem Kontakt haben darf oder nicht. Liebe ist frei. Und sie soll sich vermehren und nicht erdrückt, manipuliert oder verboten werden.
Jeder hat seinen Schmerz und seine Geschichte. Jeder. Manche halten still und halten ihn aus, andere wachsen über sich selbst hinaus um den Schmerz zu überwinden.
Wir kennen uns nicht. Du kennst mich nicht. Du weisst nichts über mich ausser ein bisschen Quatsch den du dir aus dem Internet zusammengereimt hast. All deine Sticheleien, wohl platziert. „Lebensabschnittsgefaehrte“ bla bla bla.. es fällt so schwer vernünftig mit dir zu sprechen weil du so voller Hass und Bitterkeit bist.
Es gibt für mich eine Maxime und die lautet dass Lilli keinen Schaden nimmt. Ihr dafür eine Situation vorzuspielen, die nicht der Realität entspricht macht in meinen Augen wenig Sinn. Dennoch glaube ich, dass es wichtig ist, dass Markus und ich vor ihr nicht als Paar auftreten. Mir ist sehr bewusst wie fragil und komplex diese Situation ist. Aber wir können auch nicht so tun als wäre ich nicht existent. Genauso wenig tun wir so als wärest du nicht existent. Du bist ihre Mutter und das letzte was ich tun würde wäre auch nur ein schlechtes Wort, nicht mal einen Blick oder eine Andeutung über dich oder dein Umfeld zu verlieren. Lilli erzählt von zu Hause und wir stellen das auch nicht in Frage oder erzählen ihr wer böse ist oder mit wem sie nicht reden darf, so wie du das tust. Sie soll frei sein und das Gefühl haben, dass sie sowohl bei dir als auch bei Markus sicher und geliebt ist. Dazu gehört in meinen Augen, dass wir ihr ihre Wahrnehmung nicht verdrehen. Und sie die Welt so erleben lassen wie sie ist. Eure Trennung ist real. Und genauso real wirst du einen neuen Partner finden und Lilli eines Tages damit vertraut machen. Wir sind alle um ihr Wohl bemüht. Es geht nicht um uns in all diesen Situationen oder wer besser oder was auch immer ist. Lilli soll einfach glücklich sein und frei. Freundschaft und Liebe erleben. Sie soll spielen und entdecken dürfen und wir sollten ihr dabei helfen statt unsere eigenen Verletzungen auf sie zu übertragen.
Wir sind die Erwachsenen.
Ich wünsche mir auch für dich dass du glücklich wirst.
Alma
Der Brief könnte fast genau von mir geschrieben sein. Es ist verblüffend, wie das Vorgehen und die Gefühlswelten der KM sich ähneln. Oft wird Trennung zu überstürzt vollzogen und im Nachhinein bereut, aber dann gibt es wegen der Next kein Zurück mehr. Die Tür ist zu. Es bleibt der Hass, der Neid und das arme Kind was wie eine Waffe benutzt wird. Leider fast überall das Gleiche.
Toll geschrieben! Auch nach 8 Jahren Beziehung bringt mich unsere Blödkuh (nette Umschreibung für die KM), der ihr Sohn total egal ist, immer noch so auf die Palme, dass ich Hassgefühle verspüre. Das ist traurig, aber leider wahr. Bewundernswerte wie du diesen Text verfasst hast. Du bist eine tolle Stiefmutter und ich hoffe sehr dass du mittlerweile ein fester und sichtbarer Bestandteil im Leben des kleinen Mädchens bist. Danke für die Veröffentlichung deines Briefes. Es hilft mir. LG Alex
Bin erst gestern auf diesen Blog gestoßen und finde mich in soviele Situationen wieder.
Genauso in diesem Brief. Habe ähnliche Zeilen an die Exfrau meines Partners geschrieben, aber leider kamen meine Worte bei ihr nicht an. Sie blockte total ab, und drehte sich die Worte so um, dass es danach keinen Zusammenhang mehr gab. Sie sprach prinzipiell von etwas anderem und ging auf das Kinderthema und auf sich bei beiden Elternteilen wohlfühlen dürfen gar nicht ein….. Mehrere Versuche waren leider ohne Erfolg. Unsere Situation verschlechtert sich leider immer mehr – ob und vorallem wie eine Besserung kommen kann, ist momentan gar nicht zu denken. Es wird leider seitens der Mutter nur dagegen gearbeitet. Schade für die Kinder, die sich leider immer mehr in sich zurückziehen und meiner Meinung nach sichtlich nach Führung und Halt bitten.
Traurig, wenn Erwachsene in einer Situation harren und sich nicht eingestehen, alleine nicht mehr herauszufinden, aber auch keine Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Wie sollen sie es dann den Kindern geben können…..?
Ich finde es genau getroffen, ich versuche schon lange einen Brief oder ähnliches an die KM zu schreiben, da mich die ganze Situation in der sich mein Partner und ich uns befinden zermürbt.
Eigentlich bin ich nur stiller Mitleser aber es fällt mir immer schwerer nicht darüber zu reden oder Hilfe zu suchen .
…und viele Stiefmütter lesen es und befinden sich ganz genau in dieser Situation. Nur ändern tut sich nie etwas…