Wie helfe ich dem Trennungskind?

Hilfe für ein Trennungskind. Jeffrey Betts, Stocksnap

Seit rund einem halben Jahr bin ich frisch verliebt. Der Mann meiner Träume hat bereits eine Tochter, die er auch sehr regelmäßig sieht. Die Fünfjährige lebt bei ihrer Mutter und besucht einen Kindergarten. Ihre Eltern sind immer für sie da, nichts desto trotz hat sie die Trennung verständlicherweise komplett aus der Bahn geworfen. Nun frage ich mich, wie kann ich dem Trennungskind helfen und es unterstützen?

Braucht ein Trennungskind besondere Hilfe?

Ich würde die Tochter meines Freundes als aufgewecktes Mädchen beschreiben, die neugierig auf die Welt ist. Die Trennung der Eltern passierte im letzten Sommer, da die Mutter einen neuen Mann kennengelernt hatte. Nach ein paar Wochen Schwebezustand ist mein Freund in eine eigene Wohnung gezogen und die beiden teilen sich nun die Erziehung weitestgehend.  Die Mutter lebt mit ihrer Tochter in der ehemals gemeinsamen Wohnung und mein Freund ist häufig zu Gast. Hin und wieder übernachtet die Mutter auch in der Wohnung des Freundes, gemeinsam mit der Tochter.

An den Wochenenden ist die Kleine meist bei meinem Freund, auch mal spontan unter der Woche. Ich habe sie bereits kennengelernt, übernachte aber nicht dort wenn sie bei ihm übernachtet. Auch bin ich nicht als die neue Freundin von Papa vorgestellt worden, sondern als eine Freundin.

Wir unternehmen spontan auch etwas zusammen (Basteln, Zoo, etc), aber ich bin sicherlich weit davon entfernt, eine Ersatzmutter zu sein. Das entspricht auch meinen Vorstellungen. Lieber bin ich die große Freundin, zu der sie langsam Vertrauen fassen kann. Auch finde ich es wichtig, dass mein Freund ganz bewusst Tage nur mit seiner Tochter verbringt und sie weiß, dass Papa immer für sie da ist. Mir ist klar, dass ein Scheidungs- oder Trennungskind diese Sicherheit in besonderem Maße braucht.

Die Eltern haben die Trennung ganz gut gemeistert

Mein Freund verliert nie ein schlechtes Wort über die Mutter seiner Tochter. Vater und Tochter telefonieren mindestens einmal am Tag (die Mutter ist dann natürlich direkt/indirekt dabei). Insgesamt bekommen die Eltern das -meiner Meinung nach- ziemlich gut hin. Gerade unter dem Aspekt, dass in der Trennungsphase sicherlich viel Vertrauen verloren gegangen ist.

Die Tochter wird zum Beispiel auch nicht einfach abgeliefert, sondern die beiden sprechen normal miteinander und gehen auch mal mit Tochter zusammen essen oder unternehmen etwas gemeinsam.  Allerdings merkt man in verschiedenen Situationen, dass die Kleine einfach riesige Verlustängste hat. Sie ist bei Papa, dann will sie zu Mama oder umgekehrt. Wenn möglich versuchen die beiden, dem Wunsch Folge zu leisten, aber organisatorisch ist es nicht immer möglich.

Dann hat sie ihre extrem zickigen Momente und lässt sich nichts sagen oder verweigert das Essen. Der Freund der Mutter plant nun einzuziehen, das ist ok, aber noch lieber soll Papa wieder einziehen. Ich frage mich, wie ich meinem Freund, aber natürlich auch seiner Tochter, helfen kann. Er ist nicht so der Mann der großen Gefühle, aber man merkt natürlich, wie ihm das alles zu schaffen macht und er will ja auch, dass seine Tochter glücklich ist. Also eigentlich suche ich nach Hilfe für ein Trennungskind und einen Trennungsvater.

Er versucht, der perfekte Papa zu sein

Wenn sie bei ihm ist, dann versucht er der absolut perfekte Vater zu sein und es gibt selten Wünsche, die nicht erfüllt werden. Ich will mich da überhaupt nicht einmischen oder gar schlaue Erziehungstipps geben, trotzdem frage ich mich, was ich eventuell machen kann. Sicherlich machen sich die Eltern auch Gedanken, aber auf mich wirkt mein Freund ratlos. Vielleicht dramatisiere ich das auch über, aber ich sehe/merke/höre ja, dass die Kleine unglücklich ist. Oder ist das alles normal bei einem Trennungskind? Ich bin für jede Idee und Ratschläge dankbar.

Liebe Grüße Lena


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Foto: Jeffrey Betts, stocksnap

2 Kommentare
  1. Karina
    Karina sagte:

    Liebe Lena, erstmal finde ich es gut, dass du dir einfach Gedanken machst und das zeigt ja auch, dass dir das Ganze wichtig ist. Versuch mit dem Vater darüber zu sprechen und teile ihm mit, dass du dir auch Gedanken machst, dich aber nicht einmischen möchtest. Mein Freund freut sich wenn ich einen Kommentar habe, manchmal setzt er ihn um, manchmal nicht (nicht beleidigt sein, wenn er es nicht tut. :-)).
    Bei uns war es in der Anfangszeit ähnlich, seine Tochter hat vielfach versucht ihren Willen durchzusetzten, manchmal gelingt es ihr auch heute noch. Das liegt aber nicht daran, dass sie ein Trennungskind ist sonderen einfach ein Kind, dass seine Grenzen austestet. Ich wünsche dir viel Geduld & Erfolg.

    Antworten
  2. Kerstin
    Kerstin sagte:

    Leider hast du bisher keine Antwort und meine wird dir vermutlich nicht wirklich passen.

    Was du tun kannst oder sollst? „Nichts!“ Die Eltern scheinen da ja ihren eigenen Weg gefunden zu haben und offensichtlich legt zumindest der Vater keinen Wert darauf, dass eure Beziehungsform klar definiert ist („eine Freundin“, die auch nicht dort schläft, wenn das Kind da ist).
    Ebenso ist deine Meinung ja auch nicht in Bezug auf Essen und das „hin und her“ (wo man grad sein möchte) gefragt. Dies regeln die Eltern ja auf eine sehr eigene Art und Weise (spätestens mit Schuleintritt wird das wohl klar gemacht werden müssen, dass man nicht immer eine Wahlfreiheit hat, wo man sich grad aufhält).

    Ich persönlich kann auch nicht solche Aktionen gutheißen, dass man jeden Tag miteinander telefonieren muss. Dem Kind wird damit etwas vermittelt, was ja in Wahrheit nicht mehr so ist. Natürlich kann das Kind jederzeit anrufen, wenn es etwas sagen möchte.
    Bei uns war es anfänglich auch so, dass mein Mann jeden Abend die Kinder angerufen hat. Bis er feststellte, dass er das für die Kinder damit noch viel verwirrender und unverständlicher macht. (ala, wenn er doch eh anruft, könnte er ja jetzt auch kommen und bei uns schlafen…). Nee – kann man nicht mehr. Mama und Papa sind kein Paar mehr – aber trotzdem Eltern. Und „nur Eltern“ sind eigentlich seltenst in der Situation, dass sie eine tägliche Kommunikation betreiben müssen.

    Ein Kind macht man nicht damit „glücklicher“, wenn man „trotzdem“ versucht, dass man ihm/ihr alles möglichst Recht macht und so tut, als ob eigentlich gar nichts wäre.
    Ein Kind kann nur lernen, dass es die neue Situation begreift und damit irgendwann als etwas selbstverständliches umgehen kann.

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