Abschiedsbrief eines Stiefvaters

Abschiedsbrief eines Stiefvaters Stiefmutterblog

Auch Männer melden sich oft auf dem Stiefmutterblog. Meist sind es Trennungsväter, die hier mitlesen, um ihre neuen Partnerinnen besser zu verstehen. Jetzt bekam ich einen Anruf von Boris, der die Geschichte von Sabi gelesen hatte, die als Stiefmutter gescheitert war. Boris war Stiefvater ohne eigene Kinder und hat nach fast drei Jahren Beziehung nun aufgegeben. Er bat mich, seinen Abschiedsbrief hier auf dem Stiefmutterblog zu veröffentlichen. Als ich den Abschiedsbrief las, war mir klar – den hätte auch eine Stiefmutter schreiben können.

Abschiedsbrief von einem Stiefvater

Die letzten drei Jahre als Stiefvater waren für Boris nicht leicht. Es gab schöne Momente, wobei die negativen so zugenommen haben, dass er sich nun trennen musste. Auch, wenn er seine Lebensgefährtin noch sehr liebt. Sie hat vier Töchter (sechs, fünfzehn, zweiundzwanzig und sechsundzwanzig) von zwei Vätern. Der Vater von den beiden jüngeren Kindern ist, wie Boris meint, „gegangen worden“. Es gab und gibt hier immer wieder Zoff zwischen Vater und der Mutter. Sie fühlt sich dann als schlechte Mutter, weil der Vater soviel mit seinen Töchtern macht. Vor allem, wenn sie diese Zeit dann mit Boris verbringt.

Die Kinder sagen ihr wohl auch, sie sei eine schlechte Mutter. Und zwar immer dann, wenn sie nicht das tat, was die Kinder wollten.  Zwei der Kinder schlagen die Mutter sogar, üben körperliche Gewalt gegen sie aus, um ihren Willen zu bekommen. Statt Grenzen zu setzen, kauft die Mutter ihren Kindern nach einer derartigen körperlichen Attacke ein Eis oder ein neues Kleidungsstück. Vor einer Woche hat Boris seiner Partnerin einen Abschiedsbrief geschrieben. Er hat ihn nicht nur übergeben, sondern auch vorgelesen, da es ihm wichtig war, diese Zeilen von ihm  ausgesprochen zu hören. Seine Partnerin versteht ihn nicht und wollte den Brief auch nicht hören. Ihr Fazit zu dem Abschiedsbrief war, dass Sie sich nicht gegen Ihre Kinder stellen könnte. Dabei hat Boris das nie verlangt. Er wollte nur, dass sie sich ihren Kindern nicht mehr bedingungslos unterwirft.

Für Dich….
Für die Frau, für die ich mein Herz geöffnet habe….

Je mehr ich über dich und die erfolgten Ereignisse nachdenke, desto weniger Sinn sehe ich in all
dem. Wie lange es nun schon so geht, wie lange es mich schon quält. Es ist unaussprechlich. Manchmal denke ich, dass du all diese Dinge hättest verhindern können, würdest du wirklich etwas für mich empfinden. Und trotzdem habe ich weiter an uns geglaubt. Im Endeffekt war es umsonst und verschenkte Zeit.

Es tut weh dies einzusehen, aber ich kann nicht mehr anders. Diese Sache raubt mir schon so lange die Kraft. Habe zu viel darin gesehen, etwas anderes gefühlt wie du. Von März an war es verloren und zum scheitern verurteilt. Wie oft bin ich vor der Wahrheit davon gerannt, wieviele Nächte lag ich wach? Es ist keine echte Liebe von Dir. Du wirst dich nicht bemühen für Lösungen, auch wenn du so tust.

Enttäuschung

Es kamen zu viele Enttäuschungen und trotzdem habe ich weiter an Dich geglaubt. Dein Verhalten die letzten Wochen haben mir gezeigt, das du nicht bereit bist für ein gemeinsames Leben. Die Beeinflussung deiner Kinder und die Rücksichtslosigkeit und sogar  körperliche Gewalt, die deine Kinder Dir gegenüber ausüben, und die du zulässt, haben mich erkennen lassen, wie schwach du in Wirklichkeit bist. Deine Kinder schlagen dich und du kaufst ihnen in deiner Hilflosigkeit ein Eis. Was ist das?

Du bist abhängig von deinen Kindern. Nicht sie sind abhängig von dir. Es ist eine verkehrte Welt. Es ist eine Abhängigkeit, von der Du, als Erwachsener, nicht loslassen kannst. Auch dann nicht, wenn deine Kinder gewalttätig gegen dich werden. Diese Abhängigkeit und die Einflussnahme dieser Personen auf deine eigene Zukunft widerspricht einer gemeinsamen Zukunft von uns beiden. Solange du keine Grenzen gegenüber deinen Kindern aufzeigst und dich immer aufopferst, nur um es ihnen recht zu machen, wirst du das Opfer sein. Und ich mit.

Ich habe keine Kraft mehr

Dies alles hat meine eigene Kraft für uns beide völlig entleert. Ich weiss nun, dass, obwohl es dir bekannt ist wie es mir geht, du nur deinen Vorteil sehen willst. Wenn Freunde mich öfter fragen, wie es mir geht, als die eigene Lebensgefährtin, dann ist der Zeitpunkt gekommen, sich der Realität zu stellen.

Ich möchte nicht mehr länger nur dein Termin sein und nur zu den Zeiten für dich zur Verfügung zu stehen haben, wenn es dir, oder deinen Angehörigen, passt. Ich bin nicht mehr bereit, auf dich und deine Ausreden zu warten. Ausreden sagen, das du nicht handeln willst.

Gemeinsame Ziele

Für eine Beziehung ist es wichtig, dass es ein gemeinsames Ziel gibt und dass man für einander da ist und nicht trennt zwischen Familie und Beziehung. Ich habe nie von Dir verlangt, das du dich von deinen Kindern trennen sollst. Nie.

Ich habe nur verlangt, Ihnen klare Grenzen aufzuzeigen und auch zu mir zu stehen, als deinen Partner. Ich habe dir oftmals gesagt, das ich erwarte, auf einer Ebene mit deiner Familie zu stehen. Dies hast du nicht für wichtig genommen. Du hast es dir immer leicht gemacht und dich vor Entscheidungen gedrückt.

Ich war für Dich da

Ich war immer für dich da und habe dich immer unterstützt. Trotzdem hast du mich und unsere Beziehung nicht ernst genommen. Du versuchst, dich durchs Leben zu mogeln und dich vor Entscheidungen zu drücken. Dies geht vielleicht eine Weile gut. Nur der Knall wird dann, wenn es nicht mehr läuft, nur um so lauter.

Ich habe erkannt, es wird immer so sein. Ein einziges hin und her, immer diese Spielchen. Du weißt genau um meine Liebe zu dir, und was du mir bedeutest. Das nutzt du für deine eigenen Interessen und Vorteile. Dies alles kann ich nun nicht mehr mit mir und meinem Herzen sowie der Liebe zu dir vereinbaren.

Schluss

Ich ziehe mit diesem Abschiedsbrief einen Schlussstrich unter unsere Beziehung und schlage ein neues Kapitel in meinem Leben auf. Ich bin nun bereit, den Preis des Verlassens zu zahlen. Du brauchst mich nun nicht mehr festhalten…..

In Liebe Boris!

Lesen Sie auch: Ich bin als Stiefmutter gescheitert


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In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links, auch nicht in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: Stocksnap, KristinaLitvak

6 Kommentare
  1. MfG
    MfG sagte:

    Er schreibt ja den Brief an seine Ex! Und er schreibt, dass der vorherige Partner, Vater der jüngsten Kindern, gegangen worden sei. Und das finde ich recht krass! Ich habe selber Kinder und empfinde es als ein no-go, den Vater rauszueckeln. Das was diese Ex abzieht hat nichts mit bedingungslos zu ihren Kindern stehen zu tun. Es ist ihre Beziehungsunfähigkeit und dafür schiebt sie ihre Kinder vor. Die müssen als Grund hinhalten, dass sie einen Mann nach dem anderen abschiessen kann. Ich bin selber Mutter und ich bin eine gute Mutter, aber das beinhaltet auch dass man seine eigenen Probleme selber löst und halt mal eine Beziehungskrise aushält, und sich nicht als über-fürsorgliche Mutter aufspielt. Was mal aus solchen Kindern wird? Vielleicht schreiben sie mal in einem Forum, wie sie solche Mütter bewundern, die sich vor ihre Kinder stellen. Es hat aber immer zwei Seiten: die andere heisst: stellt sich ihren Problemen nicht, merkt vielleicht nicht mal, dass es an ihr liegt. Sie ist eifersüchtig auf die Väter und drängt sie weg. Aber das heisst dann auch: Sie gönnt ihren Kindern die Väter nicht und tut dabei so, als müsse sie die Kinder beschützen. Deine Mutter, liebe Jenny, hat dich perfekt betrogen, wenn du heute noch Frauen bewunderst, die „für ihrer Kinder einstehen“. Wo blieb dein Vater? Wer ist Schuld dass er gegangen ist? Der Neue? Nein, es sind deine Eltern, die als Paar versagt haben!

    Antworten
  2. Jenny
    Jenny sagte:

    …und trotzdem hört es soch so an, als seien die Kinder mal wieder die Bösen.

    Ich als Stiefkind kenne genau dieses Verhaltensmuster.. vielleicht kam das alles für sich so rüber, Boris. Aber ich bewundere diese Frau, die immer und bedingungslos zu ihren Kindern steht.

    Antworten
    • MfG
      MfG sagte:

      Er schreibt ja den Brief an seine Ex! Und er schreibt, dass der vorherige Partner, Vater der jüngsten Kindern, gegangen worden sei. Und das finde ich recht krass! Ich habe selber Kinder und empfinde es als ein no-go, den Vater rauszueckeln. Das was diese Ex abzieht hat nichts mit bedingungslos zu ihren Kindern stehen zu tun. Es ist ihre Beziehungsunfähigkeit und dafür schiebt sie ihre Kinder vor. Die müssen als Grund hinhalten, dass sie einen Mann nach dem anderen abschiessen kann. Ich bin selber Mutter und ich bin eine gute Mutter, aber das beinhaltet auch dass man seine eigenen Probleme selber löst und halt mal eine Beziehungskrise aushält, und sich nicht als über-fürsorgliche Mutter aufspielt. Was mal aus solchen Kindern wird? Vielleicht schreiben sie mal in einem Forum, wie sie solche Mütter bewundern, die sich vor ihre Kinder stellen. Es hat aber immer zwei Seiten: die andere heisst: stellt sich ihren Problemen nicht, merkt vielleicht nicht mal, dass es an ihr liegt. Sie ist eifersüchtig auf die Väter und drängt sie weg. Aber das heisst dann auch: Sie gönnt ihren Kindern die Väter nicht und tut dabei so, als müsse sie die Kinder beschützen. Deine Mutter, liebe Jenny, hat dich perfekt betrogen, wenn du heute noch Frauen bewunderst, die „für ihrer Kinder einstehen“. Wo blieb dein Vater? Wer ist Schuld dass er gegangen ist? Der Neue? Nein, es sind deine Eltern, die als Paar versagt haben!

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  3. Marina
    Marina sagte:

    So klare und wunderschöne, wertschätzende Worte von einem Mann zu lesen ist eine Bereicherung.
    Boris – da wo eine Tür sich geschlossen hat, da darf sich eine neue für dich öffnen. Von Herzen wünsche ich dir alles gute und auch ein wenig „allein-Zeit“ zum heulen, bis deine neue traumfee dich treffen darf.

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  4. Christine Tietz
    Christine Tietz sagte:

    WOW lieber Boris,
    um das so zu schreiben gehört viel Mut.
    … und auch ein großer Leidensdruck.
    Lange über die verdrehten Verhaltensmuster deiner Ex-Partnerin zu schrieben, so nach dem Muster was SIE alles falsch macht ist nicht mein Ding.
    Wenn DU hier schreibst und den Mut hast DICH zu zeigen, dann mag ich DIR diese Ideen anbieten.
    Mein Arbeitsmotto als Coach:
    „Wenn schon Krise, dann soll es sich wenigstens lohnen“
    Welche Selbsterkenntnisse gewinnst DU gerade aus deiner Situation?
    Was also nimmst DU für DICH als Erfahrung mit aus dieser Beziehung?
    Was hat DICH überhaupt in diese Beziehung, in die Liebe zu dieser Frau gebracht? Eigene Muster wie „Retter sein“? „Opfer“ wie deine EX-Partnerin – ziehen meist „Retter“ an.
    Was galt/gilt es für DICH da zu lernen?
    Gibt es vielleicht ein Wiederholungsmuster – bei Dir? in deiner Herkunftsfamilie?

    Ich wünsche DIR den Mut auch Deine Seite gut anzuschauen und für dich die Erkenntnisse zu nützen.
    Alles Liebe dir.
    Christine
    PS: Du kannst mir gerne direkt schreiben oder anrufen, wenn du magst.
    Christine Tietz: 0160 722 24 45 oder info@wingcoaching.de

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