Die Kleine hat eine Drogenmama. Die fordert, tut aber nichts

Kind nennt mich Mama Stiefmutterblog Foto Stocksnap

Hallo Susanne , ich habe mit Begeisterung deinen Blog entdeckt und würde mich über ein paar Tipps sehr freuen.  Ich bin Vollzeit Stiefmutter. Die Kleine nennt mich Mama. Aber sie hat eine Mama. Nur nimmt die Drogen und ist nur ab und an mal für ihre Tochter da. Ich komme damit nur sehr schlecht zurecht.

Ich bin eine Vollzeit Stiefmutter

Ich stecke momentan in einer für mich sehr großen Herausforderung. Ich bin 36 Jahre alt und habe keine eigenen Kinder. Seit Januar 2015 bin ich in einer Beziehung zu einem wundervollen Mann dessen achtjährige Tochter seit Ende 2014 bei ihm lebt. Die Kleine und ich haben uns von Anfang an super verstanden, und sie hat mich sehr gut als neue Frau an Papas Seite aufgenommen.  Kontakt zu ihrer Mutter hatte sie im Jahr 2015 nur fünf Mal, da die Mutter das Beisein des Vaters beim begleiteten Umgang (was sich die Tochter wünschte) nicht akzeptierte und somit kaum Treffen stattfanden.

Alleine durfte sie ihre Tochter nicht treffen, da es Ende 2014 zu einem Vorfall kam, bei dem die Nachbarn die Polizei wegen zu lautem Streit riefen. Sie wurde dann mit 2,9 Promille vor den Augen ihrer Tochter wegen Beamtenbeleidigung und tätlicher Gegenwehr von den Polizisten mitgenommen. Daraufhin wurde gerichtlich ein Drogentest angefordert und bis dieser vorlag, durfte sie ihre Tochter nur mit Begleitung treffen.

Letztes Jahr im September beschlossen mein Lebensgefährte und ich, dass die zwei zu mir ziehen sollten, da dadurch ein wesentlich geregelter Alltag entstehen würde.  Da die Kleine aufgrund des Schichtdienstes ihres Papas immer eine von drei Wochen bei der Oma schlafen musste, um die Betreuung sicher zu stellen.  Wir versuchten also, unsere Umzugspläne mit der Kindesmutter zu besprechen. Das erzeugte jedoch sofort Vorwürfe ihrerseits. Sie meinte, dass wir ihr die Tochter entziehen wollten. Es war kein konstruktives Gespräch möglich, da sie zu allem nein sagte, ohne tatsächliche Gründe anzubringen.

Wir zogen für die Kleine vor das Familiengericht

Es ging um einen Umzug in einen anderen Ort, der ca. 20 km entfernt war. Dadurch war auch eine Umschulung von Nöten. Da die Kleine ein sehr aufgewecktes Mädchen ist und keinerlei Probleme hat, neue Freundschaften zu schließen, sahen wir die Umschulung nicht so schlimm. Zumal sie auch schon Freundinnen aus der neuen Schule hatte.

Da es auch in weiteren Gesprächen nicht möglich war, eine Lösung zu finden, blieb ihm kein anderer Weg, als vor das Familiengericht zu ziehen.  Zumal sie zusätzlich noch die Bitte verneinte, dass er mit der Kleinen aufgrund psychischer Probleme einen Psychologen aufsucht. Im Februar 2016 war dann die Verhandlung und im April kam der Beschluss mit der Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts, der Gesundheitsfürsorge und der Regelung in schulischen Angelegenheiten.

Wir haben sie auf der neuen Schule angemeldet

Da wir sofort handeln durften, haben wir den Umzug auch direkt umgesetzt und nach den Sommerferien geht die Kleine in die neue Schule. Geschlafen hatte sie auch vor dem offiziellen Umzug schon seit September in meiner Wohnung, bis auf die eine Woche bei Oma. Mit diesem Beschluss war seine Ex natürlich nicht einverstanden und hat sogleich Beschwerde eingelegt. Auf die Begründung warten wir noch.

Ihre Tochter sieht sie im Moment im begleiteten Umgang regelmäßig einmal die Woche 2-3 Stunden. Da zwar mittlerweile ein Drogentest (nach über einem Jahr) abgegeben wurde, dieser jedoch positiv auf Thc war.  Soviel zu unserer momentanen Situation.

Ich fühle mich überfordert

Mir steigt dabei so einiges über den Kopf. Angefangen damit, dass es für mich in keiner Art und Weise nachzuvollziehen ist, wie wenig sich diese Mutter um ihr Kind kümmert. Die Wünsche des Kindes interessieren sie überhaupt nicht. Zum Beispiel hat die Kleine sie gebeten, sie doch auch mal abends anzurufen, um gute Nacht zu sagen. So wie Papa das macht, wenn er Schicht arbeitet. Ihre Mutter meinte dazu nur: dann ruf du mich doch an.

Oder als sie die Kleine an ihrem achten Geburtstag für eine Stunde besuchte, bat diese die Mama, dass sie doch noch zum Kaffee bleibt. Aber das verneinte sie, da sie doch als Co-Trainerin mit zum Kindertraining muss. Die Kleine weinte, und Mama blieb nicht. Das am Geburtstag des Kindes!

Die Mutter fordert alles, gibt aber nur wenig

Sie fragt sie nie, wie es ihrer Tochter geht mit der neuen Situation. Geschweige denn, was die Kleine gerne möchte und was sie sich wünschen würde. Auf die Frage von meinen Freund, ob es sie nicht interessiere, was ihre Tochter denkt, sagte sie nur: “ die hat nichts zu bestimmen, ich will das sie bei mir lebt.“ Anfangs versuchte ich diese Frau als relativ normal anzusehen, eben die Ex meines Freundes und Mutter der gemeinsamen Tochter. Das ist mir aber nicht mehr möglich. Ich habe einen regelrechten Hass entwickelt und das gefällt mir nicht. Aber gegen dieses Gefühl bin ich hilflos.

Es kommen regelmäßig Sticheleien und unterirdische Vorwürfe ihrerseits, die es manches Mal auch kurzfristig schaffen, dass zu Hause eine sehr schlechte Stimmung herrscht. Auch drohte sie damit, dass wir niemals Ruhe haben werden und sie kämpft bis sie bekommen hat, was sie will.

Ich bin zornig und hilflos

Was mich aktuell neu sehr beschäftigt: Seine Tochter nennt mich Mama. Erst fing es an, dass dies ganz selten zu Hause passierte. Sie fragte mich auch, ob das ok für mich wäre und ich sagte ja, da ich dachte, so oft wird es nicht sein. Jetzt ist es aber mittlerweile so, dass sie mich fast ausschließlich Mama nennt und nur selten meinen Namen benutzt. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass dies so extrem geschieht. Sie ist ja schon acht Jahre und ihre Mutter ist ja auch zeitweise präsent.

Ich kann nicht wirklich sagen warum sich das einerseits echt gut anfühlt, andererseits aber auch irgendwie falsch. Besonders komisch ist es, wenn sie mich mit Mama anspricht und im gleichen Atemzug vom Besuch bei ihrer Mama spricht. Ich fühle ich mich dann mit dieser schrecklichen Frau in eine Schublade gesteckt und das geht gar nicht.

Ich möchte ihr gerne das geben was sie braucht und auch mit dieser Betitelung einfordert. Mir ist klar, seine Tochter nennt mich Mama, weil sie eine Mama braucht. Jedoch ist mir meine Position manchmal nicht ganz klar. Vielleicht gibt es ja ein paar Tipps, die mir weiterhelfen, besser mit allem umzugehen. Diese ganze Situation belastet mich nervlich doch leider sehr.

Liebe Grüße Janis

Bitte E-Mail mit Stichwort „Die Kleine nennt mich Mama“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einfach einen Kommentar hinterlassen.

In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links, auch nicht  in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: Stocksnap

2 Kommentare
  1. Annette
    Annette sagte:

    Moni, ein sehr schöner Beitrag!

    Ich sehe es ähnlich, möchte allerdings – vielleicht aus Lebenserfahrung – noch etwas hinzufügen:

    Das Mädchen ist jetzt 8 und auf der Suche nach einer/ihrer Mutter. Sie hat dich gefunden und als ihre Mama ausgesucht. Das ist im Prinzip auch erst mal schön.

    Ich glaube auch, dass du dich davon befreien solltest, in die selbe Ecke mit der Mutter gestellt zu werden aufgrund der Bezeichnung „Mama“.

    Ich vermute jedoch, dass dein Bauch gehört werden möchte mit seinem unguten Gefühl. Er warnt dich – und ich finde zu Recht.
    Eure – deine und Tochters – Beziehung ist ja immer noch am Entstehen – ihr findet euch gerade erst in euren Positionen. So lange wohnt ihr noch nicht zusammen…. und es wird auch seine Gründe haben, weshalb der Vater mit ihr zur Therapie geht bzw. gehen möchte.

    Die Tochter hat ein ordentliches Päckchen mit dieser Mutter – und wie sich dieses Päckchen in den nächsten Jahren des Heranwachsens der Tochter entwickeln wird, weiß kein Mensch. Es kann sein, dass die tiefe Sehnsucht nach einer „Mama“, die sie von ihrer leiblichen Mutter nicht bedient bekommt, sich irgendwann mal gegen dich wendet (Stichwort Pubertät und Identitätssuche). Es kann sein, dass es sich gar nicht in die Richtung entwickelt. Das hat wohl auch mit der sogenannten Resilienz ihrer Persönlichkeit zu tun – und die kannst du nicht voraussehen.
    Ich vermute, dass du durchaus im Inneren Befürchtungen hast – diese aber noch so wenig greifen kannst, dass du andere Erklärungen suchst (z.B. Vergleich mit der Mutter).

    Ich meine damit nicht, dass du das „Mama-Sein“ ablehnen sollst. Nein, absolut nicht. Wenn du ihr eine Mama sein möchtest und es zwischen euch passt, dann lass das zu – dazu möchte ich dich ermutigen.

    Jedoch, mache dich frei von dem Gedanken, eine „normale“ Mutter-Kind-Beziehung mit ihr zu haben. Mache dir klar, dass eure Beziehung ein wenig abweicht von der Norm, was per se ja nichts Schlimmes ist ;). Ich glaube, je klarer du dir der Besonderheiten bist und je klarer du eventuelle Fallstricke und Seelenkonflikte der Tochter voraussehen kannst, umso besser bist du für dich gewappnet und kannst dich wahrscheinlich auch besser auf eure Beziehung einlassen – und ihr in dem Sinne eine wahre Mama sein….

    Und – ich würde mir an deiner Stelle überlegen, bei auftretenden Problemen möglichst offen für Hilfe von aussen zu sein – für dich selbst!

    Antworten
  2. Moni
    Moni sagte:

    Liebe Janis.

    Zum Thema Mutter (so nennen wir innerhalb unserer Patchworkfamilie die Mutter der Kinder) kann ich dir leider nicht viel helfen.

    Ich kann dir aber vielleicht diese blöde Gefühl nehmen was du fühlst wenn deine Tochter Mama nennt. Weißt du, meine beiden Stiefkinder (er 7, sie 11) die auch beide bei uns wohnen nennen mich auch Mama (vollzeit!) und das kam auch von Ihnen. Sie haben es sogar vor Ihrer Mutter durchgesetzt.

    Frage deine Tochter (ja ich weiß Stieftochter–aber Sie nennt dich ja auch nicht Stiefmama 😉 Mal was für Sie eine Mama ist! Vielleicht erklärt dir Ihre Antwort von selbst wieso sie dich so nennt. (und merke dir jedes Wort genau und denke daran wenn Ihr in eurer Mama-Tochter beziehung mal Knatsch habt-ich hab bei meiner Erklärung damals vor Rührung geweint)

    Fühle dich nicht mit der Mutter in eine Schublade gesteckt…deine Tochter „muss“ die Mutter -Mama- nennen, DICH hingegen will sie so nennen. Das ist schon der einzig kleine Unterschied!

    Nicht du als Stiefmama wählst das Kind, sonder sie hat dich erwählt Ihre Mama zu sein.
    DARAUF solltest du Stolz sein!

    Die die für Sie da ist wenn sie krank ist, sie schimpft wenn sie Mist baut, sich sorgt, sich bemüht, sie mit einem Gute-Nacht-Kuss ins Bett bringt…etc.Wer kauft Ihr Kleidung, wer geht zu den Elternabenden, wer plant Verabredungen mit Freunden?
    Ja klar Papa macht das auch…aber den hat sie ja. 😉
    Sie kann sich auf dich verlassen und meist sind es genau diese Kleinigkeiten die Kinder von einer Mama erwarten und wenn Sie das dann bekommen hast du Ihr Herz im Sturm erobert!

    Stelle dich nicht mit der Mutter auf eine Stufe!
    Du hast den Mamagral erteilt bekommen.
    Unterstelle deiner Tochter nicht das sie dich Mama nennen muss wegen der Gesellschaft oder weil sie ja eine Mama braucht…Das ist doch sehr negativ behaftet und sicherlich nicht richtig.

    Sie liebt dich sicherlich und will deswegen das du Ihre Mama bist. Auch nach außen hin…sicherlich mit auch etwas Stolz in der Stimme-denn sie weiß ja so eine Mama zu haben ist nicht selbstverständlich!

    Sie schenkt dir Vertrauen…Sie vertraut Dir das du Sie nicht hängen lasst.

    Jetzt bist du am Zug Ihr zu vertrauen das sie dich erwählt hat—aus tiefstem Herzen.

    Ich wünsche Dir ganz viel Glück und Kraft!

    Antworten

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