Foto: Stocksnap, Kim Daniel

Schon häufig habe ich darum gebeten, mir für den Stiefmutterblog über die schönen Seiten des Stiefmutter sein zu berichten. Über die Momente, in denen das Herz hüpft. Über die Liebe, die man zu den Kindern seines Mannes entwickeln kann. Über die Bereicherung, die Kinder für den Alltag bringen. Stiefmutter sein ist zwar nicht immer einfach, aber es ist schließlich nicht Guantanamo 😉 Leider bekomme ich selten Post zu den schönen Dingen, die man als Stiefmutter kennen lernen darf. Umso mehr habe ich mich über den Brief von Franzi gefreut.

Liebe Frau Petermann,

vielen Dank für Ihren Blog, in dem es vor allem respektvoll um die alltäglichen Sorgen des Patchwork-Lebens geht. Zunächst einmal gehöre auch ich zur Gruppe der „Next“, die sich in einen „gebrauchten Mann“ verliebt hat und sich nun mit seiner „Ex“ und deren gemeinsamem Kind auseinander setzen muss/darf/sollte…. Aber wer sind wir, dass wir Menschen solch schreckliche Bezeichnungen geben und Ihnen einen Stempel der Stigmatisierung aufsetzen? Ich selbst nenne mich weder Next noch Stiefmutter. Ich bezeichne meinen Mann nicht als gebraucht, sondern sehe ihn und uns als etwas Eigenständiges in dessen Umlaufbahn sein Kind und dessen Mutter unser Leben tangieren und zusätzlich bereichern.

Ich habe mich mit 24 Jahren in einen Vater verliebt und  ganz bewusst habe ich mich dazu entschieden, dem Abenteuer Patchwork eine Chance zu gegeben – immer mit  Vetomöglichkeit, und der Chance jederzeit aus dem Karussell „Familie“ aussteigen zu können…bis heute.  Das Geheimrezept? Kommunikation! Denn Ängste kann nur mein Mann von mir fern halten.

Aber dann ist da noch dieser wundervolle kleine Mensch! Du bist es, die mir am meisten Sicherheit gibt. Mit deinen sieben Jahren siehst du mir an, wenn ich mich sorge. Wo nimmst du nur diesen Mut her, kleiner Mensch, diese auch für dich anstrengende Situation zu händeln? Du nimmst mich an die Hand und gehst mit uns allen zusammen dieses Abenteuer von Emotionen. Ihr werdet für immer eine Familie sein – auch wenn ich mich dazu entscheide, euch nicht länger zu begleiten. Aber ich bin dir so dankbar, dass ich ab und an ein Teil dieses unzertrennbaren Gefüges sein darf.

Danke für diese Einblicke, danke für das, was du für mich bist, kleiner Mensch– kein „Leasing-/oder Stiefkind“, sondern eine Gefährtin. Und das möchte ich ebenso für dich sein…

Franzi, die mit dir backt, bastelt und ins Theater geht, die dir zuhört und ewig zur Seite steht, die aber auch ihren Platz kennt und geht, wenn deine Eltern Entscheidungen treffen. Ich habe großen Respekt für deine Mama. Ihre Liebe zu dir und ihr Engagement für diese Konstellation verdient den größten Teil der Anerkennung. Ich danke euch dreien für das Leben, das ich führen darf.

Franzi

Bitte E-Mail mit Stichwort „Franzi“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einfach einen Kommentar hinterlassen.

In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die Ratschläge oder Links in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden.

Foto: Stocksnap, Kim Daniel

6 Kommentare
  1. Kerstin
    Kerstin sagte:

    Mein Bonuskind ist 14. Seit 1 Jahr und Monaten bin ich nun in ihrem Leben. Die Trennung ihrer Eltern war nicht einfach für sie und dann kam auch noch ich. Am Anfang war da schon etwas Eifersucht aber diese legte sich bald. Ich immer darauf achte Vater und Tochter genug Raum allein zu geben. Ich muss nicht immer dabei sein. Die Belohnung kam und kommt in folgender Form:

    Wir sitzen am Tisch und essen. BK fragt ob wir heiraten. Wir lachen und sagen nein. „Ok“ sagt sie, „aber bist du jetzt trotzdem meine Stiefmutter?“ Der Blick von ihr ist kritisch, fast streitlustig. „Nein“ sage ich. „Aber was bin ich dann für dich“ fragt sie mich….. „Du bist mein Extra“ sage ich. „Ich habe dich als Bonus oben drauf bekommen. Also bist du mein Bonuskind“.

    Seither nennt sie mich BoMa.

    Meine eigene Tochter möchte keine Kinder. Ich wäre aber gerne Oma. Als ich das mal so erzählte sagt mein Boni „aber du hast doch mich. Du wirst irgendwann Bonus Oma“

    Es ist so leicht mit ihr. Klar ich mecker auch mal, wenn sie nicht aufräumt oder ihren gutmütigen Vater Dienstbotengänge machen lässt aber ich darf das. Sie lässt es zu und hat mich lieb.

    Ich bin froh sie zu haben.

    Antworten
  2. Martin
    Martin sagte:

    Tja Susanne,

    dass ist leider überall fast das Gleiche. Vielleicht hast Du meinen Beitrag dazu in einer Facebookgruppe ja schon gelesen. Ich vergleiche das gerne mit einem Forum für PC-Benutzer. Tausende schlechte Dinge, wie schlimm das System ist, hier ein Fehler, da ein Fehler, alles ist so Mist. Beiträge wie „Hey Leute, mein PC läuft super“ sucht man beinahe vergebens.
    Es liegt dem Menschen wohl zur Zeit im Blut sich bemerkbar zu machen, wenn es ihm schlecht geht, er sucht Gleichgesinnte und Zuspruch um sich dann recht fix nicht mehr ganz so schlecht zu fühlen. Geht es uns gut, dann leben wir und kommen nur selten auf die Idee dies öffentlich mitzuteilen. Gerade in Gruppen wo es um bestimmte Betreuungsmodelle oder wie hier um Stiefmütter geht, ist dies natürlich fatal. Die User lesen fast ausschließlich Beiträge welche Probleme andere doch mit diesem Modell haben und machen sich ihr Bild. Nur selten verirrt sich auch hier jemand, der seine guten Erfahrungen berichtet.

    Von daher halte ich immer noch ein Gleichgewicht von gut und schlecht möglich, auch wenn nur ein guter von zehn schlechten Beiträgen online ist. 🙂

    Kopf hoch. 🙂

    Das schöne ist jedoch, dass wir genügend Empathie entwickelt haben sollten, uns auch mal darüber zu freuen wenn mein Wunschkäse im Regal liegt und nicht das eine Mal in 5 Jahren zu meckern, wenn er vergriffen ist. 🙂

    Lieben Gruß
    Martin

    Antworten
  3. sonny
    sonny sagte:

    Ich durfte letzte Woche ein tolles Gespräch mit meinem 18 jährigen Bk bei einer guten Tasse Tee führen. Ich fragte sie,was ihre verstorbene Mama wohl anders gemacht hätte. Ich habe mein Bk bei der Berufswahl unterstützt, sie zeitweise angespornt, aber auch Kritik angebracht. Dabei ging es dann manchmal auch sehr spontan zu und wir sind einfach mal losgefahren. Das hat sie mir auf eine ganz liebevolle Weiße widergespiegelt und das tat mir richtig gut. Es war wie eine schöne Frucht, die ich nach langer Zeit ernten durfte.
    Sie war zufrieden mit der Situation. Besonders das Verhältnis mit meiner Tochter ist freundschaftlich, ich habe viel Freude daran

    Antworten
  4. Stefanie
    Stefanie sagte:

    Ich bezeichne mich, bzw. wir uns als Second Hand – liebevoll gemeint natürlich. In einem gewissen Alter ist es auch einfach nicht mehr möglich einen Partner zu finden / kennenzulernen der noch nie verheiratet war oder / und kein Kind hat. Das ist doch okay.
    Mir gefällt der Ausruck Stiefmutter nicht. Der ist für mich einfach immer noch so negativ beladen..so märchenhaft..
    Die Tochter meines Partners sagt Ersatzmama wenn sie gefragt wird wer ich bin.

    Antworten
  5. M.
    M. sagte:

    Ich sehe meinen Mann auch nicht als „gebraucht“ an. Das wäre ich ja dann auch.

    Kommunikation ist auch unser Geheimtipp. Würde ich alles in mich hinein fressen, wäre ich schon lange eine seelisches Wrack. Mein Mann ist mein bester Freund und mein Liebespartner.

    Ich sehe die Kinder meines Mannes durchaus auch als Bereicherung an. So kann ich sagen, dass es meine Kinder besser mit ihrer Mutter, also mich, hatten/ haben, als die beiden mit ihrer.

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