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Extrem zurückhaltender Stiefsohn

Pinnwand. Foto: Cornelia Durka / Birgit Vogel, Wikipedia

Am  besten falle ich gleich mit der Tür ins Haus: Mein Stiefsohn ist ein extrem zurückhaltender Junge (bald neun Jahre alt) mit dem ich einfach nicht warm werden kann. Obwohl wir uns relativ häufig sehen, viel miteinander unternehmen etc. gelingt es mir einfach nicht, sein Vertrauen auch nur ansatzweise zu gewinnen (zumindest habe ich den Eindruck).

Mein Mann und ich sind seit 6 Jahren ein Paar – der Junge kennt mich also quasi seit er denken kann. Er ist eigentlich jedes zweite Wochenende bei uns, seit einem halben Jahr oft auch mal für nur eine Übernachtung an einem Nicht-Besuchswochenende. Wir sehen uns also schon seit Jahren sehr regelmäßig. Mein Mann und ich haben zwei gemeinsame Kinder.

Er ist zwar schon immer ein sehr schüchterner Typ gewesen, aber für mein Empfinden ist es unverständlich, dass er sich z.B. nicht traut, mich zu fragen, ob ich ihm etwas zu trinken geben kann. Er malt Bilder von allen, auf denen ich aber nicht bin. Wenn er etwas wissen will, fragt er NIE mich. Bei allem wartet er, bis sein Papa kommt.

Jedes Wochenende muss ich von Neuem beginnen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und egal wie es gelaufen ist: Wenn er das nächste Mal kommt, kriegt er die Zähne nicht zu einem „Hallo“ auseinander.

Ich bemühe mich wirklich, aber 1. habe ich zwei Kinder, die ich deswegen nicht einfach links liegen lassen kann / möchte und 2. studiere ich noch und muss auch an Wochenenden viel Zeit für das Studium investieren. Manchmal fehlt mir nach so vielen „Fehlversuchen“ auch einfach die Kraft, die Motivation und die Lust…es frustriert mich zu sehr.

Außerdem stört mich auch, dass er im Umgang mit unserer Tochter seine Schüchternheit plötzlich total ablegen kann. Ihr gegenüber ist er fast nur besserwisserisch und motzig. Ich weiß, dass er sie eigentlich lieb hat und sie ihn auch, aber das macht es für mich irgendwie noch schlimmer. Mit unserem Sohn beschäftigt er sich sehr gerne.

Mein Mann hat für mich nicht wirklich Verständnis, wenn ich ihn darauf anspreche. Seine Kommentare dazu sind: „Ich war als Kind auch so zurückhaltend“, „DU musst mal wieder auf ihn zugehen“, „Die Situation ist schwierig für ihn“…

Hat jemand vielleicht einen Tipp für mich?

Liebe Grüße, Frieda

Bitte E-Mail mit Stichwort „Frieda“ an: Stiefmutterblog@gmail.com oder einen Kommentar hinterlassen.

In eigener Sache: Ich weise darauf hin, dass der Stiefmutterblog kein juristisches oder medizinisches Forum ist. Ratschläge, die hier gegeben werden, sollten ggf. von Ihrem Familienanwalt oder Arzt geprüft werden. Ich übernehme keine Haftung für die  Ratschläge oder Links in den Kommentaren, freue mich aber sehr über die vielen guten Tipps, die hier gegeben werden. Foto: Cornelia Durka / Birgit Vogel, Wikipedia

3 Kommentare
  1. Amanda
    Amanda sagte:

    Häufig spielen Unsicherheit, Gedankenlosigkeit und „Selbstläufer“ eine Rolle.
    Ich denke, du kannst den Kreis nur durchbrechen, indem du konfrontativer auf ihn zugehest.
    Beispiel Hallo sagen: Meine Stiefkinder sind auch einige Zeit reingekommen, ohne was zu sagen. Als sie kleiner waren, war es OK, sie haben sich direkt auf ihr Spielzeug gestürzt und haben so den Wechsel vom einen ins andere Zuhause bewältigt. Als sie älter wurden, kamen sie aber quasselnd rein und waren im Kontakt. Da habe ich dann freundlich, aber herausfordernd gesagt: „Hallo X! Hallo Y!“ und da kam dann schon mal ein grinsendes „Upsi! Hallo A.!“ Das kam immer wieder mal vor. Inzwischen kommen die beiden rein und rufen direkt Hallo. 😉
    Fragen jeglicher Art wurden oft genug auch nur an Papa gerichtet. Wenn nach Papa gerufen wurde, der aber gerade beschäftigt war, bin ich einfach auf die Kinder zu und habe gesagt: „Ich bin zwar nicht Papa, aber ich kann dir auch helfen.“ Irgendwie sind die früher nicht auf die Idee gekommen oder wollten nicht nerven, keine Ahnung. Inzwischen wird auf ein unbeantwortetes „Papa?“ recht zeitnah ein „A.?“ hinterher gerufen.
    Manchmal sitzt das Problem aber auch tiefer… beim Sohn zwickt häufig der Loyalitätskonflikt. Ganz schlimm war es am Anfang. Bis ich ihn mir mal im Beisein seines Vaters geschnappt habe und damit konfrontiert habe, dass Mama und Papa sich entschieden haben, kein Paar mehr zu sein. Und dass auch der neue Mann von Mama und auch ich nichts daran ändern. Ja dass die beiden sogar nicht mehr zusammen wären, wenn es den Mann und mich nicht gäbe. Das war einmal eine harte Ansage, aber danach hat er sich doch deutlich entspannt.
    Ich will nicht sagen, mache es so wie ich. Aber vielleicht helfen dir die Beispiele als Idee. Nicht den Mut verlieren! 🙂

    Antworten
  2. Susanne Petermann
    Susanne Petermann sagte:

    Thorsten meldete sich per E-Mail:

    Die von „Frieda“ beschriebenen Abgrenzungen habe ich selbst erlebt. Die Stiefkinder tuscheln mit Mama, während ich daneben sitze.
    Auch der versuch meinerseits, dies „zu Unterbinden“ durch Sätze wie:
    „Das ist Unhöflich“ etc waren nicht von Erfolg gekrömt.

    Und auch Mama hat dem nichts entgegenwirken lassen.

    Ich bin Soweit ignoriert worden, das ich meine Ex Frau bitten musste, den Kindern was zu Sagen, damit es zur Kenntnis genommen wurde.

    Umgekehrt haben die Kinder Mama gesagt, das ich ihr Fahrrad reparieren muss.
    Was natürlich vergessen wurde, mir mittzuteilen.
    Ich wurde dann angeranzt.

    Dieses Verhalten ist einer der Gründe, die bei mir zur Trennung geführt haben.

    Ich kann Hier nur Raten, mit dem Partner ein sehr ernstes Wörtchen zu reden.

    Denn: Ich war schliesslich schuld.

    Ich habe etwas 5 Mal gesagt. Beim 5 Mal bin ich Laut geworden.
    Ich hab aber immer nur gebrüllt. Klar… die ersten 4 mal wurden überhört.

    Beispiele?

    Ich bin regelmäßig nach hause gekommen und habe die Haustür kaum aufbekommen, weil an der Engstelle ein Haufen Aus Schultaschen und Jacken und sonstigem Kinderkram lag.
    Ab dem ersten Tag, wenn ich was sagte, bis zum Wegräumen ist der Haufen weitere 6 -14 Tage gewachsen. Zischendurch verschwand das Zeugs durch benutzung.

    Wenn ich bald darüber gefallen bin, und dann auch mal Laut geworden bin, hab ich nur gepöbelt und passiert ist immer noch nix.

    Im Wohnzimmer war Ballspielverbot. Wegen Vitrine, Fernseher etc. Es wurde ignoriert. Ich konnte Sagen was ich wollte, der Ball flog weiter.
    Erst als ich Ihr dann sagte, sie soll was sagen, hörte das auf.

    In diesem Sinne
    Thorsten

    Antworten
  3. M.
    M. sagte:

    Hallo Frieda, vielleicht kann er dich nicht leiden oder er denkt, du kannst ihn nicht leiden. Das war mein erster Gedanke. Meine Kinder aus erster Ehe sind auch schüchterner als ihre Stiefgeschwister und Halbschwester. Meine Kinder versuchen dann auch viel über mich bei ihrem Stiefvater zu erreichen. Wir leben alle zusammen. Ich glaube, das ist wirklich eine Charaktereigenschaft deines Stiefsohnes. Die du entweder akzeptieren musst oder du versuchst, dir Hilfe bei einer Beratungsstelle, besser noch Psychologen zu holen, wie du am besten mit so einem Kind umgehen kannst.

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