Der Krieg der Frauen

Tobt der Krieg zwischen Ex und Next erst einmal in vollen Zügen, ist es irgendwann völlig egal, was der Auslöser für die Kriegserklärung war oder wer den Krieg initiiert hat. Dann geht es nur noch darum, den Anderen, beziehungsweise die Andere, zu treffen und zu diskreditieren. Erlaubt ist dabei alles – sogar Gesetze oder Richtersprüche werden getreten und ignoriert. Und die beste Waffe ist immer noch das Kind.

An zwei Punkten entfachen sich, erfahrungsgemäß, immer wieder große Konflikte. Am Geld und an unterschiedlichen Vorstellungen von Erziehung. Es gibt kaum eine Stiefmutter, die Unterhalt für ein Kind generell in Frage stellt. Jedes Kind kostet Geld, das ist klar. Aber damit erschöpft sich der Konsens oft bereits. Um das „wieviel zahlt wer“, „wofür“ und vor allem über Extrazahlungen bestehen sehr unterschiedliche Vorstellungen.

Hat ein Vater nach der Trennung von der Mutter gelernt, dass Geld der Schlüssel zum Kontakt mit seinen Kindern ist, wird er diesen Schlüssel –so er denn kann –  einsetzen. Er wird Extrakosten übernehmen, angeblich leere Kühlschränke auffüllen, den Kindern, die mit viel zu kleinen Hosen und Schuhen zum Umgangswochenende kommen, eben etwas Neues kaufen. Zusätzlich zum Unterhalt, versteht sich.

Umgekehrt wird es schwieriger. Sprich, wenn der Vater sich in der Kindesbetreuung sehr engagiert, und sein Kind nahezu die Hälfte des Monats bei sich hat. Nicht jede Mutter ist der Meinung, dass sich durch diesen geteilten Betreuungs-Einsatz auch die Unterhalts-bzw. Zusatzkosten für den Vater verringern sollten. Meist kommen dann die allseits bekannten Argumente, die Kosten für Miete, Heizung und Strom würden sich ja auch nicht verringern. Stimmt, aber die trägt der Vater ja ebenfalls.

Was bedeutet das im Klartext? Mütter, die es selbstverständlich finden, dass sowohl Unterhalt als auch alle Extraausgaben vom Vater gezahlt werden, egal, wie der sich bei der Betreuung einbringt, nutzen die Kinder oft als Druckmittel. Begehrt eine Stiefmutter, die womöglich mit dem Vater ein gemeinsames Konto hat, irgendwann bei den hohen Extraausgaben auf, gibt es Ärger. Garantiert. Dann werden die berühmten „Waffen der Frauen“ gezückt, von deren Existenz Männer oft keine Ahnung haben. Männer prügeln sich, fertig. Frauen gehen anders vor. Sie möchten Beispiele dieser subtilen Art der Kriegsführung? Bitte sehr!

Das Thema Läuse beschäftigt wohl alle Eltern – ungewollt – von Zeit zu Zeit. Wie würden Sie es aber finden, wenn Ihre Stiefkinder, mit denen sie womöglich am Wochenende auch noch zu Oma und Opa fahren, Läuse haben, ohne dass die Mutter es Ihnen mitteilt? Oder noch perfider: Was würden Sie von einer Mutter halten, die dem Vater nach dem Umgangswochenende eine SMS schreibt, die Kinder hätte Läuse? Normal, denken Sie? Klar, aber nur, wenn die Kinder tatsächlich Läuse haben. Es gibt Mütter, die schreiben solche SMS, nur um sich lachend vorzustellen, wie die Stiefmutter tonnenweise Wäscheberge abarbeitet.

Auch beim Thema Urlaub kann wunderbar Psychoterror veranstaltet werden. Viele Stiefmütter haben mir von geplatzten Urlaubsflügen erzählt, weil die Mutter das Kind nicht pünktlich, wie abgesprochen, übergab. Eine Stiefmutter hatte es dabei mit einer besonders perfiden Mutter zu tun. Nachdem ein Richter angeordnet hatte, dass Vater und Stiefmutter das Kind mit in den Urlaub nehmen dürften, sollte, auf Wunsch der Mutter, eine Übergabe des Kindes am Flughafen stattfinden. Die Mutter wollte am gleichen Tag ebenfalls in den Urlaub fliegen. Während Stiefmutter und Vater am Gate auf das Kind warteten, kam eine SMS. Die Mutter hätte das Kind in der Nachbarswohnung abgegeben, weil der Vater nicht daheim gewesen wäre. Sie würde jetzt bereits im Flieger nach Mallorca sitzen. Stiefmutter und Vater ließen ihren Urlaubsflieger sausen und fuhren heim, um das Kind beim Nachbarn abzuholen.

Aber es geht nicht nur um Geld. Ein zweiter großer Konfliktpunkt zwischen Mutter und Vizemutter ist die Erziehung. Kaum ein Kind kommt von selbst auf die Idee, „Bitte“ oder „Danke“ zu sagen, geschweige denn, eine Dankeskarte zu schreiben. Normalweise ist höfliches Benehmen eine Folge von Erziehung und Vorleben der Eltern. Genauso wie Fernsehverhalten, Computerspielkonsum oder Aggressionskontrolle. Haben Mutter und Vizemutter konträre Vorstellungen, wie sich ein Kind verhalten oder erzogen werden sollte, und hält der Vater sich aus solchen Angelegenheiten lieber raus, kann es zum Eklat kommen.

Hat die Stiefmutter selbst Kinder, ist das Konfliktpotential enorm. Es gibt Streit zwischen den Stiefgeschwistern, weil die nicht einsehen, dass das Besuchskind stundenlang am Computer sitzen darf und sie nicht. Oder Streit, weil das Besuchskind nicht aufräumt und den Kindern der Stiefmutter regelmäßig einen „Saustall“ hinterlässt. Besonders nett wird es, wenn das Besuchskind „versehentlich“ das Eigentum der Kinder der Stiefmutter mitnimmt oder deren Sparschweine plündert. Wird es zur Rede gestellt, was viele Väter übrigens vermeiden, heißt es nicht selten, Mama hätte gesagt, die Stiefmutter würde sowieso auf Kosten der ersten Familie leben, und es wäre nicht schlimm, wenn es etwas kaputtmachen oder mitnehmen würde.

Ich würde mir ein gutes Miteinander von Ex und Next wünschen. Ich weiß, es ist möglich. Zum vierten Advent werde ich Ihnen die Geschichte zweier Frauen erzählen, die es geschafft haben. Heute darf das Kind bei Beiden glücklich sein, Mama und Vizemutter sind Freundinnen geworden. Der Weg dahin war allerdings hart und lang, es musste erst eine Ausnahmesituation geben, die alle zusammen geschweißt hat.

Wie immer gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel und ich freue mich auf Input.

13 Kommentare
  1. Prinzessin81
    Prinzessin81 sagte:

    Zum Glück habe ich derartige Situationen noch nicht erlebt… Aber ich kann ebenfalls bestätigen wie schwer es ist eine neutrale Ebene mit der Ex zu finden…Ich bin ein paar mal auf Sie zugegangen und habe Ihr versucht die Hand zu reichen, es nützt einfach nichts. Sie macht das allerdings nicht so offensichtlich wie hier bereits beschrieben, sondern eher sehr unterschwellig. Es ist nur ein Gefühl was nicht genug greift um sie zu konfrontieren. Ich empfinde es genauso, wie in einem anderen Bericht von hier. Der Ex sollten Grenzen gesetzt werden, damit dieses intervenieren aufhört und alle in Frieden leben können. Ich kann diese unsichtbare Macht die die Ex an den Ex hat auch bestätigen….

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    • Ma
      Ma sagte:

      Das ist schwierig, wenn man nur so ein Gefühl hat. Dann weiss man nicht, ob es stimmt. Vielleicht ist ja alles gut??
      Vielleicht mag sie dich nur nicht, aber ist trotzdem fair? Die Exfrau muss dich nicht lieb haben, oder ist es das, was du erwartest? Gefühle kann man nicht ändern. Auch sie nicht. Keine/r.

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  2. Angelique Oberleitner
    Angelique Oberleitner sagte:

    Liebe Susanne,
    Ich habe erst jetzt ihren Eintrag gelesen!
    Als Stiefmutter ist es schwer den Rang zu finden in der neuen Familie.
    Es ist nicht einfach gewesen dem Sohn meines Mannes begreiflich zu machen das ich nicht den Platz seiner Mutter einnehmen will. Er eiferte sehr auf mich, er war damals erst 5 Jahre!
    Umso mehr ich da war, umso weinerlicher wurde er. Zusätzlich musste er auch damit zurecht kommen, dass zwei weitere Kinder da waren – meine…
    Ich glaube, für alle Beteiligten war es nicht einfach, es fehlte an Akzeptanz, Empathie und Geduld.
    Als Stiefmutter will man fair sein, dennoch muß ich heut im Nachhinein sagen, dass ich das nicht immer war.
    Die Stiefmutter meiner Kinder, hat dafür die letzten drei Jahre genützt meinen Ältesten so zu bearbeiten, dass er mit 17 die Familie verlassen hat! Seit dem habe ich ihn nicht mehr gesehen! Im Juli feierte seinen 18 Geburtstag, leider nicht mit uns sondern mit der Stiefmutter und meinem Ex Mann. Das wurde mit Fotos von ihr in Facebook gepostet 26x verlinkt, dass es bei mir ankommt mit der Überschrift: Wenn der Stiefsohn 18 wird, muss das gebürtig gefeiert werden, da merke ich wie alt ich schon bin!
    Sie ist 26 Jahre und ich denke mir als Mutter wäre dieser Tag zugestanden.
    Ich habe ihn 17 Jahre groß gezogen….
    Patchwork – Familien haben es generell nicht einfach und meiner Erfahrung nach funktioniert es auch nur selten wirklich.

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  3. Mirlimama
    Mirlimama sagte:

    Bei uns eine Katastrophe!
    Ich bin nun seit 10 Jahren mit meinem Mann zusammen. Und von Anfang an durfte sich die Tochter nicht bei uns, besser gesagt bei MIR, wohl fühlen.
    Tat sie es doch und sie kam nach 14 Tagen wieder zu uns; war die damals 5 Jährige wie ausgewechselt.
    Das hat sich bis heute Folgen. Sie hat ein schlechtes Gewissen, wenn Sie sich bei uns wohl fühlt. Das hat ihre Mutter gut hinbekommen!
    Mittlerweile haben mein Mann und ich geheiratet und 2 gemeinsame Töchter. Und die „Große“ durfte nur vom Rand aus zusehen. Trotz aller Versuche, kam bis heute kein gutes, vertrauensvolles Miteinnander zu Tragen. Weder mit Mutter noch Stieftochter. Leider.
    Aussprachen mit Hilfe der Caritas wurden ausgeschlagen, klar, da müsste man ja vielleicht mal Fehler zugeben. Geht ja gar nicht…
    Ums Kind geht´s hier nicht!. Viel mehr um ein regelmäßiges Einkommen! Und Aussagen wie: „Wenn ich es mir leisten könnte, würde sie bei Euch wohnen“ bestätigen das leider!
    Machen kann man nichts. Und auch wenn uns das Jugendamt helfend zur Seite steht, ist die Große leittragende Nummer 1!
    In 3 Jahren wird sie 18. Bin gespannt wie lange ihre Mutter sie dann noch braucht….

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  4. Schiele
    Schiele sagte:

    Ich bin Mutter und Stiefmutter. Ich habe die Geschichte mit Entfremdung andersrum erlebt . Nicht immer ist die Ex die böse sondern der Ex.

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    • Susanne Petermann
      Susanne Petermann sagte:

      Ja, das ist richtig. Auch Väter können entfremden. Im Prinzip kann das fast jeder, auch Stiefeltern.
      Es ist in der Regel so, dass die Kinder bei der Mutter leben (ca. 80%) und demzufolge für die meisten Stiefmütter sich das Problem eher in der von mir geschilderten Art darstellt. Aber die Varianten und Facetten sind natürlich unzählig.
      Ich nehme an, bei Dir ging es um Deine Kinder, die beim Vater leben?

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      • Schiele
        Schiele sagte:

        Erst beide mehrere Jahre bei mir , dann entschied sich eine Tochter von heute auf morgen ohne Vorankündigung an ihrem Geburtstag zu gehen

    • Angèlique Oberleitner
      Angèlique Oberleitner sagte:

      Ich schließe mich dieser Meinung an, nicht die Ex ist immer das Monster. Ich bin die Ex aber auch Stiefmutter. Als Ex Frau habe ich gesehen und 7 Jahre lang mit ansehen müssen wie die Neue meinem Ex Mann eine Gehirnwäsche verpasst hat. Er hat sich nach 7 Jahren derart verändert und die Kinder sind zweit Rangig geworden. Die neue ist 25 Jahre mein Ex 38 selbst hat sie keine Kinder, als mein heute 17 jähriger Sohn damals mit 12 Jahren nicht mit ihr klar kam sagte sie ihm wenn er sie nicht akzeptiert bekommt er auch nichts mehr zum Essen, denn da Papa kann es sich nicht leisten und sie zahlt nicht für solche Kinder! Ich musste meine Kinder weinend abholen. Das ist nur eine Situation von vielen. Bis heute schimpft sie derartig über mich vor meinen Kindern das es schon unverständlich ist und das obwohl sie schon vom Gericht aufgefordert wurde dies zu unterlassen. Sie spioniert mir auch auf Facebook nach und geht Freunde von mir an.
      Vorige Woche haben sie geheiratet mein 13 jähriger Sohn hat geweint bei der Trauung, er wurde später von seinem Vater und seiner neuen Frau zur Rede gestellt was es da zum weinen gab und wenn er seine neue Frau nicht will dann braucht er nicht mehr kommen ‚! Mein Ex und ich hatten unzählige clearings Gespräche hatten alle nichts gebracht, also es gibt immer zwei Seiten und Stiefmütter können sehr garstig und grausam sein wenn sie nicht akzeptiert werden! Und obwohl ich auch eine Stiefmutter bin, bin ich sehr wohl der Meinung dass die leibliche Mutter mehr zu sagen hat, wie eine Stiefmutter. Ich mische mich in gewisse Entscheidungen der Ex was das Kind betrifft auch nicht ein steht mir auch nicht.

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      • Susanne Petermann
        Susanne Petermann sagte:

        Liebe Angelique,
        für Ihre Kinder ist es wirklich traurig, dass Ihr Ex sich so wenig für sie einsetzt. Ich kann mir vorstellen, dass da Tränen fließen. Natürlich können Stiefmütter auch blöde Ziegen sein, es sind Menschen, da ist alles möglich. Leider kann man nur sagen.
        Wie sind denn Ihre Erfahrungen als Stiefmutter?
        Herzliche Grüße,
        Susanne

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